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Filmplakat zu "Tal der Wölfe - Palästina"

© Promo

Tal der Wölfe: Im Tal des billigen Populismus

Der antisemitische Film "Im Tal der Wölfe: Palästina" läuft in deutschen Kinos. Was tun? Doch noch verbieten? Boykottieren? Sich einfach nur empören? Jetzt diskutiert die Zivilgesellschaft.

Obwohl in „Im Tal der Wölfe: Palästina“ halb Israel farbecht explodiert, malt der Film die Welt so schwarz-weiß wie es nur geht. Jetzt diskutiert die Zivilgesellschaft.

„Im Tal der Wölfe“ ist es auf keinen Fall wert, die toleranten Pfade zu verlassen, auf denen Deutschland in Sachen Freiheitsrechte wandert. Einmal verboten, würde der Film selbst jenen Märtyrer-Status erlangen, den er allen Gestorbenen beim so genannten „Ship-to-Gaza“-Zwischenfall vom Mai 2010 zuschreibt. Damals versuchten Schiffe der umstrittenen türkischen Organisation IHH die israelische Blockade des Gaza-Streifens zu durchbrechen. Neun Aktivisten starben, viele Unklarheiten blieben. Bei Regisseur Zübeyr Sasmaz ist dagegen alles eindeutig: Die Israelis sind die Bösen, die Palästinenser die Schwachen und das türkische Sonderkommando der mutige Rächer der Toten. Die Handlung ist absurd bis nicht vorhanden, das Darstellen aller Israelis als teuflische Psychopaten könnte fast als Humor abgetan werden, wenn nicht ständig jemand im Film sterben würde. Zu einem richtigen Splatter fehlen dagegen ein paar Blutspritzer.

Kaum verwunderlich also, dass es bei der Debatte um „Im Tal der Wölfe: Palästina“ nicht um das Werk als solches, sondern um die bloße Tatsache seiner Existenz und Ausstrahlung geht. „Dieser Film ist gemacht von Feinden der Türkei, damit es nichts mit einem EU-Beitritt wird. Dabei haben Israel und die Türkei viele gemeinsame Werte“, sagte Emmanuel Nahshon, Gesandter der israelischen Botschaft in Berlin im Rahmen einer Podiumsdiskussion in der Heinrich-Böll-Stiftung. Als Nahshon die IHH als terroristische Organisation bezeichnet, ruft ein türkisches Mädchen, dass der Staat Israel der wahre Terrorist sei, die Stimmung ist aufgeheizt, viele Zeigefinger schnellen in die Höhe. Özcan Mutlu, Grünen-Abgeordneter in Berlin, bescheinigt „Tal der Wölfe: Palästina“ volksverhetzende Tendenzen. Die von vielen Stellen gemeldeten Beifallsbekundungen aus deutschen Kinos nach dem Anschauen des Filmes kann Mutlu jedoch nicht bestätigen.

„Der Film ist ja aus einer Serie entstanden und auch die ist schon extrem antisemitisch. Diese Tendenzen sind in der Türkei einfach da“, sagt die Filmemacherin Cigdem Mater aus Istanbul. Eine Idee, wie man mit dem Film umgeht, hat sie aber auch: „Es gibt Bemühungen in der türkischen Filmszene durchzusetzen, dass keiner mehr mit dem Machern von „Tal der Wölfe“ zusammenarbeitet“. Der Paria-Status dürfte für die Beteiligten teuer werden, schließlich sind es nicht nur blutige Anfänger, auch wenn die Qualität diesen Schluss zulassen würde. Erdal Besickcioglu wirkte letztes Jahr im Berlinale-Sieger „Bal“ (Honig) mit, jetzt gibt er den wahnsinnigen israelischen Geheimdienstler Moshe.

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin brachte eine Stellungnahme heraus, spricht von „filmischer Hasspropaganda“ und protestiert gegen die Ausstrahlung. Ob das Dagegensein aus der Mitte der Zivilgesellschaft heraus Erfolg hat, ist noch zweifelhaft, zu tief liegen die Meinungsverschiedenheiten, wenn es um Israel und die Palästinenser geht, wie der Abend in der Böll-Stiftung zeigt. Einen Anfang machte das Cinestar in Kassel: „Im Tal der Wölfe“ wurde nach Protesten abgesetzt.

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