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Kultur: Tanz der Maschinen in Trance Eröffnung des Berliner

„In Transit“ -Festivals

Von Sandra Luzina

Vom Trance-Tanz zum Tokio-Techno mit seinen einsamen Ekstasen ist es nur ein kleiner Schritt. Das demonstrierte die Eröffnung des Performance-Festivals „In Transit“ im Berliner Haus der Kulturen der Welt. Die Erkenntnis, dass selbst hoch technisierte Gesellschaften neue Rituale brauchen, scheint eine der Leitlinien des Festivals zu sein. Wie sich traditionelles Wissen bewahren und zugleich mit neuen künstlerischen Formen auf die kulturellen Krisen und politischen Umwälzungen der Gegenwart reagieren lässt, untersuchen in den kommenden zwei Wochen die 160 eingeladenen Künstler aus drei Kontinenten (Info: www.hkw.de).

Beim Vorspiel im Foyer stehen sich der afrikanische Trommler Achille Acakpo und der chinesische Perkussionist Zhang Yangsheng auf einer Diagonale gegenüber. Auftritt Koffi Koko, Priester und Tänzer aus Benin und einer der Kuratoren des Festivals. Er tanzt barfuß in dunklem Anzug und scheint zunächst in sich hineinzulauschen. Ein wenig ähnelt dieser afrikanische Tanz einer Geisterbeschwörung. Etwas Beschwörendes hat auch die Komponistin und Sängerin Liu Sola, deren Stimme manchmal mädchenhaft süß klingt und dann plötzlich in andere Register ausschwärmt. Ungewöhnlich, diese Begegnung von Afrika und China. Am Ende breitete Sola die Hände über Koffi Koko aus zu einer Art Segnung.

Kein anderes Festival, betonte Hans-Georg Knopp, der scheidende Intendant des Haus der Kulturen der Welt, in seiner Eröffnungsrede, widme sich so konsequent den Positionen von Künstlern aus Asien, Afrika und den beiden Amerikas. „In Transit“ sei ein Instrument kultureller Recherche, ein Labor, in dem neue Formen des Austauschs ausprobiert werden. Acht Welt- und Europa-Premieren: die vierte Ausgabe des Festivals lockt mit einem Japan-Schwerpunkt. Raus aus der Ethno-Nische, das ist das erklärte Ziel.

Hier sieht man den Tanz der Megalopolis. Die Leni Basso Dance Company aus Tokio scheint in „Ghostly Round“ von einem Tanz-Virus befallen, den sie kaum noch kontrollieren können. In ihren weißen, kunstvoll gewickelten Kostümen betreten die Tänzer das Halbrund der Bühne. Die Hände haben sie über dem Bauchnabel gefaltet, als wollten sie ihres Kraftzentrums gewahr werden. Wie ein Anfall ergreift sie die Tanzwut, manchmal verwandeln sie sich in hektische Roboter. „Ghostly Round“ bewegt sich zwischen Disziplinierung und Verausgabung. Die Widersprüche der japanischen Gesellschaft lässt die Choreografin Akiko Kitamura körperlich manifest werden. Man hat den Eindruck, ins Innere der Maschine zu blicken.

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