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Susanne Linke und Koffi Kôkô

© Margarete Redl-von Peinen

Tanz-Erlebnis „Mistral“ mit Susanne Linke und Koffi Kôkô: In der Bewegung vereint

Sie, eine Pionierin des deutschen Tanztheaters. Er, tief verwurzelt im spirituellen Denken Afrikas: Im Tanz-Duett "Mistral" zeigen sich Susanne Linke und Koffi Kôkô als wandelndes Bewegungsarchiv.

Von Sandra Luzina

Im Juni ist Susanne Linke 70 geworden, doch wozu aufhören, wenn man so schön weitermachen kann? Gerade erst wurde die Choreografin zur künstlerischen Leiterin der Tanzsparte am Theater Trier ernannt. Und war soeben in der Berliner Akademie der Künste auch wieder als Tänzerin zu erleben – in einem Duett mit dem nur wenige Jahre jüngeren Koffi Kôkô.

Der aus Benin stammende Kôkô ist Voodoo-Priester und ein überaus charismatischer Tänzer. Im Wintersemester übernimmt er die Valeska-Gert-Gastprofessur für Tanz und Performance an der Freien Universität Berlin. In „Mistral“ nun begegnen sich zwei Künstler aus unterschiedlichen Traditionen, die beide in ihrer Person die Tanzgeschichte verkörpern. Sie sind ein wandelndes Archiv der Bewegungen – und werden vor allem als große Solokünstler verehrt. Linke, eine Pionierin des deutschen Tanztheaters, hat bei Mary Wigman in Berlin und später an der Folkwangschule Essen studiert. Und Koffi Kôkôs zeitgenössische Bewegungssprache wurzelt tief im spirituellen Denken Afrikas.

Linke und Kôkô finden auf der Bühne zueinander

Faszinierend entspinnt sich hier ein Dialog, der aus der Spannung von Eigenem und Fremdem lebt. Das Anfangsbild ist geradezu idyllisch: Die Tänzer in schwarz-weißen Anzügen wandeln unter einem rotem Schirm und teilen sich eine Zigarette. Bis ein Sturm aufzieht und sie aus ihrem Paradies in gegensätzliche Richtungen vertreibt. Beide bewegen sich fortan auf unsicherem Terrain – zunächst wie taumelnd, dann mit größerer Entschlossenheit. Jeder erkundet den Raum um sich, minimalistisch in den Gesten und ungemein expressiv.

Er lässt seine Hände sprechen und lädt den Raum mit seiner Energie auf. Sie bewegt sich leichtfüßig über die Bühne und strahlt bei aller Fragilität eine große Stärke aus. Wunderbar, wie die beiden, die auf der Bühne zu alterslosen Figuren werden, zueinander finden: Sie nähern sich mit Neugier und gegenseitigem Respekt. Ein Höhepunkt ist das heitere Duett zu afrikanischen Trommelrhythmen: Koffi Kôkô prescht vor, Susanne Linke greift die Bewegungsmotive auf, interpretiert sie aber auf ihre eigene Weise. Beiden fassen sich an den Händen und setzen mit großer Zartheit einen Fuß vor den anderen – stets sensibel des Grunds gewahr, auf dem sie schreiten.

Wie sie dann ein Stück des Weges gemeinsam gehen: so einfach, scheinbar, und ein so starkes Bild.

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