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Tarifpolitik: Opernorchester streiken in Berlin

In Berlin sollen dieselben Arbeitsbedingungen für Musiker herrschen wie im restlichen Bundesgebiet. Dafür wollen die Orchester nun auch streiken.

Musiker sind Sachbearbeiter mit Instrumenten. So jedenfalls sieht es die Deutsche Orchestervereinigung (DOV). Die Künstlergewerkschaft kämpft darum, dass die Mitglieder staatlich finanzierter Ensembles wie Angestellte und Beamte des öffentlichen Dienstes behandelt werden. Zumindest, wenn es um die Bezahlung geht. Weil das Land Berlin in Bezug auf die Opernstiftung nun aber aus dieser Tradition ausbrechen will, lässt die DOV jetzt ganz langsam eine Streikwelle auf die Hauptstadt zurollen.

Einige Vorstellungen waren bereits betroffen: Mal ließ man das Publikum vor Beginn warten, mal verschwand das Orchester in der Pause, so dass der Abend nur mit Klavierbegleitung zu Ende gebracht werden konnte. Die wichtigen Premieren sowie Veranstaltungen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendarbeit sind derzeit zwar noch von den Arbeitskampfmaßnahmen ausgenommen, doch DOV-Chef Gerald Mertens erklärt: „Für die kommenden Wochen schließe ich gar nichts aus.“ Gerade in der Vorweihnachtszeit, wenn besonders viele Menschen in die Opernhäuser strömen, lässt sich das System mit Streikaktionen empfindlich treffen.

Im Detail sind die unterschiedlichen Positionen von Arbeitgebern und Musikern für den Laien schwer nachvollziehbar, weil der „Tarifvertrag für deutsche Kulturorchester“ eine äußerst komplexe Angelegenheit ist. Kulturpolitisch geht es der DOV darum, dass in Berlin exakt dieselben Bedingungen gelten wie im übrigen Bundesgebiet. Der Senat wiederum setzt vor allem auf den symbolischen Wert der sogenannten „Aushilfspflicht“, die besagt, dass Musiker, die im eigenen Orchester nicht voll ausgelastet sind, kostenlos bei anderen Ensembles einspringen müssen, die etwa aufgrund von Krankmeldungen punktuell Verstärkung benötigen.

Das Hauptproblem der Orchester innerhalb der Opernstiftung wird der aktuelle Streik nicht lösen: Dass es nämlich bei der Musiktheater-Trias ein massives Gehaltsgefälle gibt. Daniel Barenboims Staatskapelle kann mit Abstand die höchsten Gehälter bezahlen – und zieht darum auch die besten Bewerber an, wenn es darum geht, freie Stellen mit jungen Kräften zu besetzen. F. H.

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