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Kultur: Tasten auf Flügeln

KLASSIK

Der Pianist Yundi Li hat kurzfristig absagen müssen. Daraus ergibt sich, dass der Wettstreit chinesischer Tastenstars in der Berliner Philharmonie, der sich nach dem Triumph Lang Langs vor wenigen Tagen ergeben hätte, in bevorstehende Zeiten entrückt ist. Richten sich die Erwartungen auf einen „Weltmeister des Klaviers“ nach dem anderen, so ist der Einspringer nicht zu beneiden.

Boris Berezovsky wagt sich an das vorgesehene erste Klavierkonzert von Chopin und gewinnt. Er ist ein Musiker russischen Stils, der die Melodik mit festem Zugriff gliedert, ohne schmeicheln oder sich in der Romanze gar rückgratloser Sentimentalität hingeben zu wollen. Die parallelen Läufe der Hände sind ihm eine technische Mühelosigkeit. Virtuose Passagen jagen sich. Der pianistische Selbstzweck, ein gewisser Pianoforte-Narzissmus, der dem Stück ein Quäntchen mehr Salonpoesie geben würde, ist dem auf seine geradlinige Weise sympathischen Spiel dieses Künstlers fremd. Das Rundfunk-Sinfo nieorchester Berlin beginnt unter Marek Ja nowski , seinem Künstlerischen Leiter, mit der Suite „Pelléas et Mélisande“ von Fauré, einem Stück, das schwerelos und flötenverliebt für den phantastischen Einfluss des Maeterlinck-Dramas auf die Menschen um die Wende zum 20. Jahrhundert einsteht. Eine willkommene Reminiszenz, weil Faurés Schauspielmusik in den Schatten der Kompositionen von Debussy und Schönberg geraten ist. Kürzlich hat Sebastian Weigle beim Berliner Sinfonie-Orchester die Vierte von Beethoven dirigiert und die Sinfonie mit mehr Kontrast und Weite erfüllt, als Janowski will. Was seiner Interpretation und ihrem animierten Klang zugute kommt, ist die einvernehmliche Partnerschaft mit dem Orchester.

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