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Kultur: Teilen ist Pflicht Eine Ausstellung der UdK will „Gesellschaft spielen“

Der Kulturwissenschaftler Johan Huizinga beschrieb das Spiel als freiwillige Tätigkeit, die nur um ihrer selbst willen ausgeführt wird. Darin unterscheide es sich von praktischen Bereichen des Lebens.

Der Kulturwissenschaftler Johan Huizinga beschrieb das Spiel als freiwillige Tätigkeit, die nur um ihrer selbst willen ausgeführt wird. Darin unterscheide es sich von praktischen Bereichen des Lebens. Doch kann Spielen auch einen Nutzen haben, etwa als wissenschaftliches Experimentierfeld? „Spiel als Methode“ nennt es Daniela Kuka, eine der Organisatorinnen der Ausstellung „Gesellschaft spielen, verändern“. Studierende an der Universität der Künste stellen hier Prototypen vor, 13 Designs an neun Tischen.

Das Publikum ist zum Testen eingeladen: Wie beim Brettspielabend mit Freunden hockt man sich am Tisch zusammen, legt los und lernt die Regeln en passant. Die vier bis sechs Teilnehmer erleben dabei Szenarien wie Wahlkampf oder das digitale Leben nach dem Tod. Im Spiel „Soap“ gilt es gemeinsam anhand von Spielkarten die Geschichte einer Seifenoper zu entwickeln. TV-Autoren können damit zum Beispiel die Angst vor dem weißen Blatt überwinden.

Vorne im Foyer ist, den großen Spieltisch komplett bedeckend, „Eschaton“ aufgebaut. Die Idee zu dem Survival-Brettspiel sei aus dem Hype ums Teilen und dem heutigen Materialüberfluss entstanden, erklärt Andreas Bückle, einer der Entwickler. In der fiktionalen Welt sind alle wichtigen Ressourcen knapp geworden. Teilen ist Gesetz. Die Spieler – jeder von ihnen hat zu Beginn eine Rolle wie Anwalt oder Obdachloser zugewiesen bekommen – kooperieren anfangs und schieben sich gegenseitig Nahrungsmittel zu, um über die Runden zu kommen. Im weiteren Verlauf drohen jedoch Krankheit und Überfälle den Zusammenhalt zu gefährden.

Das Spiel als Methode: Hier erhalten die Erfinder aufschlussreiche Einblicke in die Gruppendynamik. In manchen Partien sei es schon zu Unhöflichkeiten gekommen, sagt Bückle. Ein Teilnehmer gibt an, er wolle beim nächsten Durchlauf egoistischer vorgehen. Ob der Spaß auch Rückschlüsse auf das Leben zulässt? In der Testpartie von „Eschaton“ starben drei von fünf Figuren. Der Lehrer fraß den Obdachlosen, nur um wenig später in der gesetzfreien Zone zu krepieren. Überlebt haben Anwältin und Millionärin. Philipp Sickmann

UdK, Einsteinufer 43, bis 13.2., Di–Fr, 10–19 Uhr. Jeden Donnerstag gibt es ab 16 Uhr Workshops und Vorträge, im Anschluss daran Testspiele. Anmeldung unter info@preenaction.de.

Philipp Sickmann

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