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© dpa

Theater: Riesen-Jubel für die ''Drei Schwestern''

Vor 11 Jahren standen sie gemeinsam vor der Kamera - nun haben sich die Ex-"Bandits" Katja Riemann, Jasmin Tabatabai und Nicolette Krebitz wiedervereint! Aus Emma, Luna und Angel wurden Olga, Mascha und Irina - das wohl berühmteste Damentrio der Theatergeschichte.

Das Schauspielerinnen-Trio Katja Riemann, Jasmin Tabatabai und Nicolette Krebitz ist in Berlin bei der Premiere von Tschechows "Drei Schwestern" begeistert gefeiert worden. Am Theater am Kurfürstendamm standen die drei Filmstars - die seit den Dreharbeiten zu ihrem Musikfilm "Bandits" auch privat befreundet sind - erstmals gemeinsam auf der Bühne. Regisseurin Amina Gusner holte das Stück aus dem Russland um das Jahr 1900 geschickt in eine zeitlose Gegenwart. Langer Applaus und viele Bravo-Rufe des Publikums belohnten die Titel-Heldinnen am Sonntagabend für eine überzeugende Leistung.

Es ist ein langes langweiliges Leben - so empfinden zumindest die "Drei Schwestern" ihr Dasein. Riemann spielt die alleinstehende, tatkräftige Lehrerin Olga, die sich insgeheim nach einem Mann an ihrer Seite sehnt - in einem ihrem pflichtbewussten Charakter entsprechenden strengen, dunkelgrünen Hosenanzug ist sie nach dem Tod des Vaters die Frau, die die Familie zusammenhält. Tabatabai ist die unglücklich verheiratete Mascha, die zwischen selbstzerstörerischer Melancholie und verzweifelter Leidenschaft für den Oberstleutnant Werschinin (Jörg Pintsch) schwankt. Krebitz spielt die junge, trotzig hoffnungsvolle Irina, die im Flatterkleidchen wie ein Schmetterling ihrem Verehrer Tusenach (Heiko Senst) davonfliegt.

"Arbeit ist total überbewertet"

Einfach "Losleben"!, empfiehlt Tusenbach, der die Schwestern für einen nie fertig werdenden Zeitungsbericht interviewt. Aber so ganz ohne zerrüttende Selbstzweifel wollen die Schwestern nicht in die Zukunft gehen. Denn was ist überhaupt der Sinn des Lebens? Und was bedeutet Glück? Die Bühnenbildner Uta Kala und José Eduardo Luna Zankoff haben den Frauen mitten auf die Bühne einen verglasten Raum mit einem großen, weißen Bett gebaut. Dorthin ziehen sich die Schwestern immer dann zurück, wenn sie sich dem Leben mal wieder lieber nicht stellen wollen. Dann wird gesungen, getröstet, gebalgt und geliebt. In dem Glaskasten sind sie sozusagen ihre eigenen Gefangenen. Draußen hängen Spiegel mit Gold-Patina, in denen man sich trefflich selbst bespiegeln kann.

Arbeiten könnte helfen, meint Tusenbach. Aber: "Arbeit ist total überbewertet", entgegnet ihm Irina. Die Figur des ebenfalls Irina begehrenden Soljony wurde ebenso wie andere Figuren aus dem Stück gestrichen. So stirbt Tusenbach auch nicht im Duell mit Soljony, sondern ganz banal bei einem Autounfall - genau in dem Moment, in dem sich Irina entschlossen hat, vielleicht doch endlich mal "loszuleben."

Riemann arbeitet am Kudamm-Theater bereits zum dritten Mal mit Regisseurin Gusner zusammen. Sie spielte die Titelrolle in "Anna Karenina" nach dem gleichnamigen Tolstoi-Roman sowie in "Szenen einer Ehe" nach dem Film von Ingmar Bergman. Die "Drei Schwestern" ist aber die stärkste gemeinsame Arbeit der Frauen. Ihr Trick ist es, das allzu larmoyante Tschechow-Pathos wegzulassen - und so dringen die Regisseurin und ihre Schauspielerinnen an der Boulevard-Bühne wieder zum eigentlichen Kern dieses Stücks Weltliteratur vor – inklusive Witz und Komik.

Elke Vogel[dpa]

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