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Kultur: Ton-Gekräusel

Das Multimedia-Festival „Inventionen“ in Berlin

Eine lindgrün illuminierte Fläche ragt in den Raum. Ein Swimmingpool in den Sophiensaelen? Mitnichten, wir sind bei den „Inventionen“; es ist eine Lichtprojektion, die sich zu Füßen der Zuschauer ausbreitet. Zart beginnt sich die Oberfläche von den Ecken her zu kräuseln, sobald die vier Musiker des Kammerensemble Neue Musik spielen. Immer heftigere Wellen schicken sie in die Fläche, bis diese von alleine in Bewegung kommt. In Mark Trayles „bitpool“ werden akustische Signale in Echtzeit zur Steuerung von Videoprojektion umgewandelt. Ein an der Decke befestigter Videobeamer projeziert das per Computer erzeugte Resultat auf den Boden. Etwas gegenständlicher bleibt Altmeister Alvin Lucier, in dessen „The Queen of the South“ zunächst schwingungsempfindliche Flächen mit Salz und Kaffeepulver bestreut werden. Die Klänge der Musiker werden dann elektronisch auf die Fläche übertragen, die Körner beginnen zu tanzen.

Bei Lucier zeigen sich noch deutlicher als bei Trayle die Grenzen solcher Installationen: Der visuelle Effekt trägt nicht dauerhaft, denn die Entsprechungen sind allzu durchsichtig. Die koordinierte Wahrnehmung von Schall, Bewegung und Material hat ihren Reiz; aber die Frage, ob etwa die Körnchen sich nun mehr links oder rechts schichten, fesselt nicht lange. Interessanter sind Konzeptionen, die außermusikalische Themen einbeziehen. So setzen sich Sam Auinger und Bruce Odland in ihrer Installation „Requiem for Fossil Fuels“ (Sophienkirche, bis 4.7., von 14-18 Uhr) mit Fragen von Lärm, Energie, Technisierung und moderner Zivilisation auseinander. Auch das heutige Konzert (19 Uhr, Sophiensaele) verheißt Spannendes: Kotoka Suzuki zeigt ihre Installation „kreisen“, in der Zuschauer die Bild- und Tonsteuerung beeinflussen. Shintaro Imais „Motion and Glich Study“ bezieht eine Tänzerin in interaktive Prozesse ein.

Ulrich Pollmann

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