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TOTENKULT UND AHNENBILDER AUS DER SÜDSEE„Welt der Schatten“: Es lacht der Nashornvogel

Picasso war von ihnen inspiriert, Emil Nolde auch, und der Surrealist André Breton schrieb ein Gedicht auf eine ozeanische Uli-Figur. Betrachtet man die Objekte aus Ozeanien, die das Ethnologische Museum in Berlin ab 10.

Picasso war von ihnen inspiriert, Emil Nolde auch, und der Surrealist André Breton schrieb ein Gedicht auf eine ozeanische Uli-Figur. Betrachtet man die Objekte aus Ozeanien, die das Ethnologische Museum in Berlin ab 10. August unter dem Titel „Welt der Schatten“ präsentiert, versteht man, warum: expressionistische Vereinfachungen, gewagte Verquickungen von Skulptur und Funktion, Masken, die wie Charakterköpfe wirken, Fantasiegeschöpfe und eine Materialvielfalt, die die Collage vorwegnimmt – Inspirationsstoff für europäische Künstler gibt es zuhauf in den Totenobjekten aus Neuirland, von denen Berlin weltweit die größte Sammlung besitzt.

Gemeinsam mit dem Saint Louis Art Museum und dem Musée du Quai Branly in Paris wird die Kunst Ozeaniens in Dahlem nun endlich einmal angemessen präsentiert – quasi ein Vorgeschmack auf das Humboldt-Forum am Schlossplatz, wo die ethnologischen Sammlungen dereinst ein neues, würdiges Domizil finden sollen. Wie stark sich nicht nur Picasso und Nolde, sondern auch Künstler der Gegenwart von ihnen inspirieren lassen können, wird sich erst dort erweisen, im Zusammenspiel mit anderen Kulturen der Welt. Doch die feine Unterscheidung zwischen Kunst und Kultur, zwischen rein ästhetischer Betrachtung und völkerkundlicher Auslegung, ist schon heute nicht mehr tragbar, so der Kustos des Ethnologischen Museums, Markus Schindlbeck, in einem Essay. Für die künftige Präsentation kann es gar nicht genug Testläufe wie diese Sonderausstellung geben. Christina Tilmann

Ethnologisches Museum, Fr 10.8. bis So 11.11., Di-Fr 10-18 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr, 6 €, erm. 3 €

Christina Tilmann

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