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Simon Rattle (links), Yefim Bronfman und Jörg Widmann am 18.12.2014 in der Philharmonie

© Berliner Philharmoniker

Berliner Philharmoniker: "Trauermarsch" von Jörg Widmann - Neue Musik mit viel Gefühl

Jörg Widmann bringt sein Klavierkonzert "Trauermarsch" mit dem Solisten Yefim Bronfman, Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern zur Uraufführung. Es eine Musik, die den Hörer packt und nicht mehr loslässt.

Sie steht zwischen Richard Wagner und Jean Sibelius an diesem Abend in der ausverkauften Philharmonie. Und da steht sie gut, die Uraufführung von Jörg Widmann. „Trauermarsch“ nennt der 1973 geborene Doppelbegabte, der in der Musikwelt gleichermaßen als Klarinettist wie Komponist geschätzt wird, sein neues Stück. Geschrieben ist es für Klavier und Orchester, mit Betonung auf dem „und“ – denn so anspruchsvoll der Solopart auch ist, stets bleibt der Pianist Yefim Bronfman hier eingebettet in den kollektiven Klang der Berliner Philharmoniker.

Seufzend und weltschmerzlich, wie es vom Titel her zu erwarten ist, hebt die Musik an, erst nur auf den Tasten, dann tritt eine Trompete hinzu. Dräuende tiefe Streicher sorgen für eine düster-romantische Atmosphäre, die tatsächlich die kommenden 20 Minuten prägen wird. Viel fühlt sich hier nach Johannes Brahms an, auch Rachmaninow- Assoziationen kommen auf. Bis das Werk am Ende ganz leise verklingt, wird es schwelgerische Aufschwünge geben, melodische Inseln und, ja, sogar süßliche Momente.

Mutig ist das, eine so sinnliche, emotionsgeladene Partitur abzuliefern, ferne aller Neue-Musik- Klischees. Und zugleich eine hohe Kunst, die intellektuelle Anstrengung, die Jörg Widmann zweifellos investiert hat, ganz zurücktreten zu lassen hinter den klanglichen Erzählfluss, der den Hörter sofort packt und ihn mitnimmt bis zum letzten Ton. Ein Stück, dem man bald im Konzertsaal wiederbegegnen möchte.

Simon Rattle leitet den Abend ein mit dem Vorspiel zu „Tristan und Isolde“, das er ganz frei fließen lässt, bar jeder Bedeutungshuberei, als orchestrale Bewegungsstudie und Feier des betörenden philharmonischen Streicherklangs. Der zweite Teil bringt eine Anzahlung auf seinen Sibelius-Zyklus, der Ende Januar starten wird: Dominik Wollenweber leiht dem „Schwan von Tuonela“ die noble Stimme seines Englischhorns, dann erstrahlt in klarem, nordischem Nordlicht die fünfte Sinfonie.

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