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Kultur: Traumtänze

Tanja Wagner eröffnet ihre Galerie mit Künstlerinnen

Eine fulminante Premiere hat die 31-jährige Tanja Wagner hingelegt. Vor zwei Wochen eröffnete die junge Galeristin ihre Räume in der Pohlstraße 64. Während sie auf dem Art Forum in ihrer Koje Zeichnungen der aufstrebenden Malerin und Performerin Mariechen Danz zeigt, ist in dem ehemaligen Lampenladen unweit der Potsdamer Straße eine Gruppenausstellung zu sehen.

Die fünf Künstlerinnen der Galerie treten mit sinnlichen, körperbetonten Arbeiten auf, die eine Sensibilität für Verletzlichkeiten entwickeln. Von geheimnisvoller Präsenz ist die Malerei von Angelika J. Trojnarski in den graublauen Tönen der dämmernden Erinnerung. Trojnarski malt Wracks, die auf verlassenen Vergnügungsparks übrig geblieben sind, in Tschernobyl oder New Orleans (4000 Euro). Die gesplitterten Holzgerüste rücken in diesen Bildern ganz nah. Das Scheitern der Träume erscheint hier als individueller und ebenso als kollektiver Crash.

Die Bosnierin Šejla Kameric erinnert mit ihren Arbeiten an die Traumata des Krieges. An weiße Babyjäckchen hat sie goldene Tränen wie Orden geheftet. „Mashallah – God Bless Tears“ heißt der sarkastische Kommentar zur Verehrung von Kriegshelden (5000 Euro, 9er-Edition). Paula Döpfner skizziert mit feinen Tuschzeichnungen auf transparentem Japanpapier ihr eigenes Nervenkostüm. „Do not mess with my sensitivity“, warnt sie ihre Mitmenschen (1100 Euro).

Die Künstlerinnen mischen robustes Selbstbewusstsein und nachdenkliche Introspektion. So überlagern sich in der Ausstellung, die mit feinem Gespür für den Raum inszeniert ist, Erfahrungen, Empfindlichkeiten und Erinnerungen zu einem dichten Gewebe. Simone Reber

Galerie Tanja Wagner, Pohlstraße 64; bis 13.11.; Mi–Sa 11–18 Uhr.

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