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Kultur: Trommel und Tonsur

Die Geschichte der Popkultur ist reich an Geheimnissen. Die Monks galten lange Zeit als eines der größten Rätsel der Popmusik.

Die Geschichte der Popkultur ist reich an Geheimnissen. Die Monks galten lange Zeit als eines der größten Rätsel der Popmusik. Nur wenige Indizien kündeten von jener geheimnisumwobenen Band, die als Anti-Beatles angetreten war. Auf den Covern ihrer wenigen Singles sah man junge Männer mit rasierten Tonsuren, anstelle von Krawatten grobe Stricke um den Hals geknotet. Und das zu einer Zeit, als die tonangebenden Bands mit Pilzköpfen und Seidenhemden posierten. Die Musik der Monks muss für die Zeitgenossen ein Schock gewesen sein: monoton durchgetrommelte Rhythmen, verzerrte Gitarren. Dazu mehr geschrieene als gesungene Texte, die nicht Love, Peace oder gelbe Unterseeboote besangen, sondern unmissverständlich das Elend anprangerten: „People die in Vietnam!“ oder „I hate the Army!“.

Außerhalb von Spezialistenkreisen hatte kaum jemand von dieser Band gehört. Unter Beat-Kundigen hatte sie jedoch stets ihre Fans. Einer ist der Filmemacher Dietmar Post. Jahrelang hat er nach den Monks geforscht und sie schließlich in den USA gefunden. Ursprünglich hatten sich die jungen amerikanischen GIs in Deutschland in der Army kennengelernt. Der Dokumentarfilm Monks – The Transatlantic Feedback , der am 23. Oktober in der Volksbühne Premiere hat (20 Uhr), zeichnet ein eindrückliches Porträt der Band, die ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus war. Vierzig Jahre später sieht es aus, als sei die „Monk-Time“ (so ein Titel der Band) endlich gekommen. Die CD „Silver Monk Time“ (Play Loud) versammelt rund 30 Stücke, die so illustre Künstler wie Faust, Fehlfarben, Mouse on Mars oder Gudrun Gut den Monks als Hommage gewidmet haben. Manche aktualisieren die Texte von damals schlicht: „People die in Irak!“ Kein Wunder, dass heute Industrial-, Punk-, Krautrock- und House-Musiker die Monks als Wegbereiter sehen. Höhepunkt des Abends werden die wiedervereinigten Monks sein, die sich im Film überrascht von ihrer späten Popularität zeigen. Bei ihrem einzigen Deutschlandkonzert greifen sie noch einmal zu den Instrumenten und lassen den originalen Monk-Sound erklingen. Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit.

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