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Kultur: Über der Erde

MUSIK

Man hat den Wunschdirigenten mindestens zweier deutscher Metropolen vor sich. Frisch geadelt mit der Berufung zum GMD der Bayerischen Staatsoper, ist Kent Nagano als Chef des Deutschen Sympho nie-Orchesters Berlin Publikumsmagnet in der Philharmonie . Was für ein Abenteuer bei solchem Renommee, erstmals „großen“ Bach im „Land des Thomaskantors“ zu dirigieren!

Naganos h-Moll-Messe hat nichts Spektakuläres. Vom ersten Kyrie an, in dem er die Oboi d’amore aus dem polyphonen Gespinst hervorschimmern lässt und die Basslinie betont, ist zu vernehmen, dass Behutsamkeit Zeichen der Aufführung ist. Mit ihren Mitteln sind der Rundfunkchor Berlin , von dem Bach-erfahrenen Uwe Gronostay einstudiert, und das DSO für Naganos Werksicht treue Helfer: Sie wird von einer Innendynamik bestimmt, die sich über die kargen Spielanweisungen hinaus differenzierend auswirkt und dennoch Bögen bildet. Die Fuge „Et in terra pax“ eröffnet Nagano mit kleiner Besetzung, um die Form zu steigern. Ähnlich verfährt er mit den sordinierten Violinen im „Domine Deus“. Von dem belebten „Cum sancto spiritu“ an gewinnt die Interpretation an Feinschliff. Die expressive Stille des Passionsteils, dem die Auferstehung „Et resurrexit“ folgt, ist zwar festlich der Instrumentierung mit Pauken und Trompeten gemäß, aber ohne den Theaterdonner, den andere Dirigenten hier fühlen: Der kontrollierte Affekt verfehlt seine Wirkung nicht. Wie das „Dona nobis pacem“ durch Zurücknahme modelliert wird, so geschieht alles mit rein musikalischen Mitteln, ohne Pathos. Dem entsprechen im Solistenquartett (Christiane Oelze, Annette Markert, Markus Schäfer, Dietrich Henschel) besonders die tiefen Stimmen mit Schlichtheit und Glanz.

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