zum Hauptinhalt
"Mishen"

© Berlinale

Überblick: Kurz & kritisch

Zwei Filme in PANORAMA und FORUM: „Mishen“ aus Russland und „Sekai Good Morning!!“ aus Japan.

PANORAMA

Vital, brutal:

„Mishen“ aus Russland

Männer, die Araberhengste reiten, schnelle Autos fahren und Jagd auf Menschen machen. Männer, die in Reiterhosen Frauen auf Heuhaufen vergewaltigen. Männer, die sagen: „Du streckst die Hand aus, und alles gehört dir.“ Brutale, großkotzige Männer mit kantigen Gesichtern und blassblauen Augen unter blonden Haarschöpfen. So denkt sich Regisseur Alexander Zeldovich die Reichen und Schönen im Russland des Jahres 2020. Wenn er recht behalten sollte, hätten die Frauen nichts zu lachen. Sie sind in dieser Vision allesamt schmal, rehäugig und seltsam apathisch.

Was die Protagonisten, eine Gruppe mittelalter Erfolgsmenschen, umtreibt? Es ist nicht das Geschlechterverhältnis, sondern der drohende Verlust von Spann- und Tatkraft. Und so begeben sie sich an einen exklusiven Ort im sibirischen Teil des Altai-Gebirges, dessen Einwohner sich ewiger Jugend erfreuen. Als sie zurückkommen, strotzen sie vor Elan.

In seine Bilder der Moskauer Skyline hat Zeldovich mittels Computergrafik futuristische Bauten eingefügt. Und er hat Interieurs geschaffen, die jedes westliche Klischee des protzigen neuen Reichtums erfüllen. Auch eine zynische Fernsehshow hat er erfunden, um ein paar Schattierungen widerlicher als gegenwärtige Castingwettbewerbe. Wunderschöne Gebirgspanoramen und ein sibirisches Holzhütten-Dorf dagegen bringen unvermutet Sonniges in diesen Film – fast tröstlich angesichts des schwarzen Großstadt-Panoramas. Daniela Sannwald

Heute 18.30 Uhr (International); 15. 2., 9.15 Uhr (Cinemaxx 7); 16. 2., 13.30 Uhr (International); 18. 2., 19 Uhr (Cinestar 3); 20. 2., 19.30 Uhr (Cubix 7)

FORUM

Punkig, versponnen:

„Sekai Good Morning!!“ aus Japan

Mindestens ein japanisches Exemplar der Spezies Coming-of-Age-Film gehört in jeden ausgewogenen Forums-Jahrgang. Weil in Japan alles extremer, härter und rigider ist, kristallisieren sich die Leiden des Heranwachsens hier in besonderer Schärfe und Brillanz heraus. So auch in „Sekai Good Morning!!“ von Hirohara Satoru, der mit seinen fünfundzwanzig Jahren selbst gerade erst dem Kindesalter entwachsen ist.

Held Yuta ist der klassische gemobbte und leicht autistische Außenseiter, der aus blanker Not den Klassenclown gibt. Zu Hause lebt er wie fast alle Heranwachsenden in japanischen Filmen mit einer überarbeiteten und größtenteils abwesenden Mutter in einem vollgestopften Mini-Appartement. Eine Wohnhöhle, die sich mit reichlich Luftgitarren-Ekstase in eine imaginäre Bühne für große Auftritte verwandelt. Es braucht nur einen beiläufigen Anlass, um Yuta aus dieser Tristesse loszuschicken in die Welt und ihre Abenteuer. Heraus kommt ein punkig-versponnenes Roadmovie, das hoch in den Lüften endet. Silvia Hallensleben

Heute 12.30 Uhr (Cubix 7); 19. 2., 19 Uhr (Delphi)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false