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Eine Museumsmitarbeiterin verpackt eine der Benin-Bronzen, die für die Rückgabe nach Nigeria im Ethnologischen Museum Dahlem zusammen gestellt wurden.

© dpa/Wolfgang Kumm

Umgang mit geraubten Benin-Bronzen: Präsident der Preußen-Stiftung betont Eigenständigkeit von Nigeria

Bei der Rückgabe der Benin-Bronzen dürften keine Bedingungen gestellt werden. Wichtig sei aber, dass die Werke der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, hat die Eigenständigkeit von Nigeria beim Umgang mit aus Deutschland zurückgegebenen Benin-Bronzen betont. Zuvor war bekannt geworden, dass der scheidende Präsident Muhammadu Buhari die Kunststücke an den Oba als Oberhaupt des Königreichs Benin übertragen hatte. Zur Stiftung gehören auch Berlins Staatliche Museen, die über den größten Bestand von Benin-Bronzen in Deutschland verfügen.

„Die Rückübertragung der Eigentumsrechte an Nigeria wird dadurch nicht infrage gestellt“, sagte Parzinger der dpa in Berlin am Sonntag. „Sie beruht auf der Tatsache, dass es sich um eine gewaltsame Plünderung handelte, und dieser Unrechtskontext war stets unbestritten.“

Die Regierung sei „natürlich frei in ihrer Entscheidung, wie künftig mit diesen Objekten umzugehen sein wird, weil Rückgaben nicht an Bedingungen geknüpft sind“. Er habe keine Zweifel, dass die Werke in einem Museum der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen werden „und ein Drittel hier in Berlin im Humboldt Forum als langfristige Leihgabe zu sehen sein wird“.

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Parzinger sieht zunächst „erheblichen“ innernigerianischen Klärungsbedarf. „Es ist noch nicht ganz klar, welche Rechtskraft dieser Erlass des nigerianischen Präsidenten hat, weil darin die Rolle der staatlichen National Commission of Museum and Monuments (NCMM), der wir das Eigentum an den Objekten übertragen haben, mit keinem Wort erwähnt wird“.

Nach den Wahlen gebe es demnächst eine neue Regierung, das letzte Wort sei sicher noch nicht gesprochen. „Doch eine Klärung der Rolle des Oba von Benin ist für eine verlässliche und dauerhafte Lösung unerlässlich“, so Parzinger.

Bei Verhandlungen über Rückgaben gehe es immer nur um die Frage, ob eine Restitution gerechtfertigt sei oder nicht. „Im Falle einer Rückgabe können an den neuen Eigentümer aber keine Bedingungen gestellt werden“, betonte der Stiftungspräsident. „Selbstverständlich ist es uns in solchen Verhandlungen ein wichtiges Anliegen, dass die Werke nach ihrer Rückkehr dann der Öffentlichkeit auch zur Verfügung stehen.“

Rückgaben lösten in den Herkunftsländern häufig Debatten zwischen staatlichen Behörden und regionalen Communities aus. Dabei gehe es um die Frage der Zuständigkeit und auch des ideellen, symbolischen und juristischen Eigentums. „Das sind wichtige Prozesse, in denen divergierende Interessen ausgeglichen werden müssen.“ Für viele Länder in Afrika sei die Praxis der Restitution noch neu.

Deutschland hatte zunächst 20 wertvolle Benin-Bronzen an das afrikanische Land zurückgegeben. Mehr als 1100 der Arbeiten aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört, waren bisher in rund 20 deutschen Museen zu finden. Die Objekte, die neben Bronze auch aus Elfenbein und anderen Materialien gefertigt sind, stammen größtenteils aus britischen Plünderungen im Jahr 1897. (dpa)

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