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Kultur: Umringt von Amazonen

Die Galerie Stolz zeigt „Kasimir Malewitsch und sein Kreis“

Nur selten kommen die suprematistischen Gemälde von Kasimir Malewitsch auf den Markt. Dann aber werden die Ikonen der abstrakten Malerei als Sensationen gefeiert: Erstmals seit seinem Tod 1935 konnte im Mai 2000 das Auktionshaus Phillips in einer glamourösen Auktion in New York mit dem Gemälde „Suprematistische Komposition“ eines seiner Hauptwerke versteigern – und erzielte einen Preis von 17 Millionen Dollar.

Nicht viele Galerien können mit Werken der russischen Avantgarde und des Konstruktivismus aufwarten. Zu den wenigen zählt die Berliner Galerie Stolz. Sie ist einzige, die sich konsequent vor über zwanzig Jahren auf das rare Segment spezialisiert hat. Die Galerieräume eröffnete der Kunsthistoriker Ruprecht Stolz 1980 gemeinsam mit Inge Lange in Köln. Als zweite Adresse kam 1991 Berlin hinzu, seit 2000 residiert die Galerie nur noch in der Charlottenburger Goethestraße und zeigt etwa vier Ausstellungen im Jahr. Ihr Sammlerkreis ist international. Und wem die Reise nach Berlin zu weit erscheint, der kann den Stand der Galerie in jedem Jahr auch auf der Art Basel besuchen. Hier hängen dann die Preziosen von El Lissitzky, Ljubow Popowa, Alexandra Exter, Alexander Rodtschenko oder eben Malewitsch.

Parallel zur großen Ausstellung in der Deutschen Guggenheim Berlin hat Galerist Stolz mit seinem Partner Erhard Czemper eine feine Ausstellung zusammengestellt, in das das Umfeld des Suprematisten und die Vielfalt der Kunst seiner Zeit im angenehmen Ambiente eines Salons zu entdecken ist (Preise bis 300 000 Euro). Neben fünf späten Kleinoden von Malewitsch, die zwar erkennbare Figuren zeigen, dennoch aber die typische suprematistischen Elemente Kreis, Quadrat und Kreuz enthalten, sind etwa ein kraftvolles Gemälde in Grautönen und leuchtendem Rot von Alexandra Exter zu sehen oder eine abstrakte Komposition von El Lissitzky.

Aber nicht nur große Namen verführen zu einer Kunst, die mit einem Strich eine Welt erschaffen kann. In der Ausstellung überzeugen auch weniger Bekannte wie der in der Ukraine geborene Natan Altman. Die Parallelen zwischen seinem collagierten „Tribünenentwurf für Revolutionsfeier“ (1918/20) und dem zeitgleich in Hannover „merzenden“ Kurt Schwitters sind nicht zu übersehen. Von der 1894 in Litauen geborenen Warwara Stepanowa, der Lebensgefährtin Rodtschenkos, sind zwei Collagen aus dem Jahr 1919 zu sehen – demselben Jahr, in dem Hannah Höch zu ihrem „Schnitt mit dem Küchenmesser Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands“ ansetzte.

Galerie Stolz Berlin, Goethestraße 81/III, bis 14. Februar, Dienstag bis Freitag 15-18 Uhr.

Katrin Wittneven

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