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Kultur: Und allen macht das Frickeln Spaß

JAZZ

Breitbeinig steht er da. In grauem Hemd und grauer Hose. Unter der bunten Ethno-Strickmütze versteckt er den kahl gewordenen Kopf. Mit wachem Blick verfolgt er seine Musiker im Quasimodo . Hier ein Kopfschütteln, da ein zustimmendes Nicken. Joe Zawinul ist der Boss, und ein strenger noch dazu. Er setzt sich. Vor ihm, neben ihm, hinter ihm massenweise Drehregler, Knöpfe, Kabel und natürlich seine Keyboards und E-Pianos. Schon zerreißt ein beißender, zerrender Space-Orgelklang die Luft und pulsierenden Läufe der Band. Zawinul treibt ein elegisches Solo voran, dann ein ausgedehntes Prestissimo-Unisono. Kommunikation ist hier alles. Die perfiden rhythmischen Versatzstücke scheinen zunächst keiner äußerlichen Logik zu folgen, doch dann läuft doch alles zusammen, arrangiert zu einer großartigen Partitur experimenteller Klänge, Rhythmen und Gesangsfragmente. Neu ist das nicht. Die Weather-Report-Phase kann der Ex-Chef der erfolgreichsten Fusionband nicht verleugnen, will er auch nicht. Zwischen den Retrosounds aus den 70ern setzt das Zawinul Syndicate immer wieder mit modernisierten Klangschnipseln und Weltmusik-Elementen Akzente. Auch dieses Konzept verfolgt Joe Zawinul schon seit einigen Jahren. Es scheint, als habe er alles erfunden, was es für ihn zu erfinden gab. Was bleibt, ist die Perfektionierung des Stils. Dafür hat sich der Österreicher die Rosinen auf dem Worldjazz-Markt herausgepickt. Ob Hochgeschwindigkeitsbassist Guy Nsangue, den spielfreudigen Gitarrist en Amit Chatterjee, die Sängerin Sabine Kabongo oder das Weather-Report-Urgestein Manolo Badrena. Und allen macht das Frickeln sichtlich Spaß. Dem Publikum auch.

Michael Schultheiss

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