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Kultur: Universell und autoritär

Huchels Redaktionsführung war universell und autoritär in einem.Er reiste nicht.

Huchels Redaktionsführung war universell und autoritär in einem.Er reiste nicht.Im Wald vor den Toren von Potsdam vollzog sich die Selektion gegenwärtiger Weltliteratur.Huchel hat nur an wenigen Zusammenkünften von Schriftstellern teilgenommen.Einmal fuhr er nach Bayern zu einer Tagung der Gruppe 47.Aber damals fror alles im Kalten Krieg.Der Gast aus Potsdam und Nationalpreisträger der DDR geriet - ausgerechnet - mit seinem alten Freund und geheimen Partner Günter Eich hart aneinander.Peter Huchel hat später keine Einladung Hans Werner Richters mehr angenommen.

Er war universell.Und autoritär.Von der Gründung bis zum letzten von Huchel verantworteten Heft des Jahrgangs 1962 ist "Sinn und Form" das Blatt eines einzigen gewesen.Nur er entschied über Aufnahme und Ablehnung von Manuskripten.Seinen Herausgeber Becher fragte er nur, wenn ein besonders heikles Manuskript die Grenzen behördlicher Duldung zu überschreiten schien.Dann mußte er, falls Becher abwinkte, für den Augenblick verzichten.Er konnte es sich nicht leisten, nach den ungarischen und deutschen Ereignissen im Herbst 1956, weiterhin Beiträge von Lukßs oder Bloch, ganz zu schweigen von dem verhafteten Wolfgang Harich zu publizieren.Diese Limitierung war unvermeidlich.Huchel schickte sich darein.Die Zeitschrift war für ihn wichtiger als all ihre Mitarbeiter.Denen schrieb er, falls es nicht anders ging, kleine lockende Briefe.Ob ein Manuskript angenommen worden war, erfuhr man nicht.Da mußte einer schon bis zum Erscheinen des Heftes warten, denn Huchel schickte auch keine Korrekturfahnen.

Der Autor war Mitbegründer von "Sinn und Form".Er lebt heute in Tübingen.

HANS MAYER

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