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Der Hamburger Filmemacher Fatih Akin ("Soul Kitchen", "Gegen die Wand") hat den türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül in einem offenen Brief dazu aufgefordert, die Gewalt in seinem Land zu beenden. Zusammen mit rund 40 weiteren Künstlern appellierte er zudem an Kanzlerin Angela Merkel.

© picture alliance / dpa

Unruhen in der Türkei: Deutsche Künstler appellieren an Merkel und Gül

Rund 40 Künstler, darunter unter anderem Regisseur Fatih Akin und Tatort-Schauspielerin Sibel Kekilli, wenden sich mit einem Unterschriftenaufruf an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie fordern ein Ende der Gewalt in der Türkei. Auch Präsident Abdullah Gül wird in einem offenen Brief angesprochen.

Der Hamburger Filmemacher Fatih Akin drehte gerade in Jordanien, als ihn die Nachrichten von der gewaltsamen Räumung des Gezi-Parks erreichten. Nun ist er für die Arbeit an „The Cut“ nach Deutschland zurückgekehrt und hat den türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül in einem offenen Brief aufgefordert, die Gewalt in seinem Land zu beenden. „Ich appelliere an Ihr Gewissen: Stoppen Sie diesen Irrsinn!“, schreibt der Regisseur von „Gegen die Wand“ und „Soul Kitchen“ auf Deutsch und Türkisch.

Ein 14-Jähriger sei von einer Tränengaspatrone am Kopf getroffen und ins künstliche Koma versetzt worden, er schwebe in Lebensgefahr, so der 39-Jährige, dessen Dokumentarfilm über die Istanbuler Musikszene, „Crossing the Bridge“, 2005 in Cannes uraufgeführt wurde. Ärzte und Anwälte seien unter Terrorverdacht festgenommen worden und die Polizei habe Tränengas in geschlossene Räume gefeuert, in denen sich Kinder aufhielten. Zur selben Zeit hätten die türkischen Sender belanglose Dokus ausgestrahlt.

Akin erinnerte Gül daran, dass er vor zehn Jahren mit dem Versprechen angetreten sei, „sich für die Grund- und Bürgerrechte eines jeden in der Türkei einzusetzen. Ich möchte nicht glauben, dass Sie sich um der Macht wegen von Ihrem Gewissen verabschiedet haben.“

Gemeinsam mit rund 40 Künstlern appellierte Akin auch an Kanzlerin Merkel: „Bitte schauen Sie nicht zu.“ Mit ihren europäischen Kollegen solle sie Erdogan dazu bewegen, die Gewalt zu beenden. Der Aufruf hat mittlerweile über 9000 Unterschriften. Unterzeichner sind u. a. Maxim Biller, Klaus Staeck, Moritz Rinke und Michael Ballhaus, die Schauspieler Jan Josef Liefers und Anna Loos, die Regisseure Dani Levy, René Pollesch, Sebastian Nübling, Lukas Langhoff. Auch die Schauspielerin Sibel Kekilli ist dabei, sie bat das Ausland schon letzte Woche, zu berichten und sich einzumischen. „Erdogan darf nicht an der Macht bleiben“, sagte Kekilli.

Ebenfalls letzte Woche nannte Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk Erdogans Regierung autoritär. Dass sich mit dem umkämpften Taksim-Platz ein Ort dramatisch verändern soll, „der sich in die Erinnerungen von Millionen Istanbulern eingeprägt hat, ohne sich mit den Bürgern zu beraten, war ein schwerer Fehler Erdogans“. Auch im Stadtteil Çukurcuma, in dem Pamuks „Museum der Unschuld“ angesiedelt ist, ging die Polizei nun gewaltsam gegen Demonstranten vor.

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