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Kultur: Unter Freunden

Volker Koepp geht über die Grenze: „Pommerland“

Endlose Alleen. Langsame Schwenks durch weite Landschaften. Sanddünen im Morgenlicht. Und Menschen, die erstaunlich besonnen mit ihrem oft schwierigen Schicksal umgehen. Keine Frage: Wir sind in einem Film von Volker Ko- epp. Und wieder mal auf Filmreise in Osteuropa – genauer in Hinterpommern, das seit 1945 zu Polen und seit 2004 zur Europäischen Union gehört.

Pomorze heißt ‚Land am Meer‘. So friedlich es hier aussieht, so hart wurde der Landstrich an der Ostsee in den letzten Jahrhunderten gebeutelt von ritterlicher Herrschaft, Teilungen und Krieg. Heute scheinen die Menschen abgeklärter als bei uns, aber das mag an Koepps Auswahl liegen. Auch sonst sieht Koepps Film-Pommern oft wie ein Sequel zu seinem „Uckermark“ aus. Auch da wurde an einem alten Herrenhaus herumgewerkelt – diesmal ist es ein junges, aus der Emigration zurückgekehrtes polnisches Pärchen, das mit viel Liebe und EU-Geldern ein heruntergekommenes Rittergut zum ökologischen Landwirtschaftsbetrieb mit acht Arbeitsplätzen herrichtet.

Uns rühren die alten Witwen und Gänsehüter mehr als die jungunternehmerischen Enthusiasten. Doch das ist genau die Stärke dieses Films: Koepp bedient die ostalgische Romantik des Stillstands nicht, sondern konfrontiert den Zuschauer mit möglicher Zukunft. Dabei hätte „Pommerland“ allerdings gut getan, wenn er Konflikte unter den Akteuren schärfer herausgearbeitet hätte.

Ein eigentlicher Kino-Film ist „Pommerland“ nicht. Denn die Arbeit, von Thomas Plenert bewährt bedächtig und bildstark umgesetzt, ist fürs Fernsehen produziert und anders als fast alle bisherigen Koepps nicht auf 35mm-Film-Material, sondern auf DigiBeta gedreht worden. Das mag im Fernsehen nicht weiter auffallen – auf der Leinwand aber zerbröselt so manch magischer Kinomoment in tausend Pixel.

Filmkunst 66 und Hackesche Höfe

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