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Kit Armstrong.

© Jason Alden

US-Pianist Kit Armstrong spielt Bach und Ligeti: Der Zauberlehrling

Kit Armstrong ist mit 22 Jahren über den Wunderkindstatus schon hinaus. Für sein Debüt in der Philharmoniker-Reihe "Klavier - Bach" im Kammermusiksaal bringt er zwei Komponisten zusammen, die viel zu selten gemeinsam aufgeführt werden.

Es ist so sinnfällig, dass man sich wundert, warum es nicht häufiger gemacht wird: Johann Sebastian Bach und György Ligeti in einem Konzert zusammenzuspannen. Sind beide doch geistesverwandt, leidenschaftliche Konstrukteure, Mathematiker und Musiker zugleich. Der junge US-Pianist Kit Armstrong hat jetzt den barocken Großmeister und den ungarischen Avantgardisten für sein Debüt in der Philharmoniker-Reihe „Klavier – Bach“ in einem aufregenden Programm verschränkt. Und setzt sofort Ausrufezeichen: in Form des ostinaten, bronzenen „A“, das  über die Oktaven hinweg (fast) den einzigen Ton des Eingangsstücks von „Musica ricercata“ bildet, Ligetis streng-erhabenem Frühwerk. In jeder Nummer kommt ein Ton hinzu, bis alle zwölf erreicht sind.

Armstrongs Spiel kennt Höhen und – nein, keine Tiefen, aber doch Ebenen. Ligeti liegt ihm näher, hier explodiert er vor Fantasie, setzt seinen gehärteten, trotzdem biegsam- eleganten Anschlag am überzeugendsten ein, macht in der Schlussfuge der „Musica ricercata“ mit zögernden Tempi anschaulich, wie Ligeti zweifelt angesichts der übermächtigen Tradition, der er sich bedient. Aber das 20. besteht im Kammermusiksaal problemlos neben dem 18. Jahrhundert.

Mit Bach tut sich Armstrong schwerer

Mit Bach tut sich Armstrong schwerer. In den Präludien und Fugen BWV 889 und 894 fallen ihm immer wieder rechte und linke Hand auseinander: brilliert die Melodie, verwischt die Begleitung ins Breiige – und umgekehrt. Zusammen kommt das selten, etwa im funkelnden Finalsatz der Triosonate d-Moll BWV 527. Da Armstrong auch als Komponist Ehrgeiz zeigen will, hat er Bach’sche Choralvorspiele, eigentlich für Orgel gedacht, für Klavier umgeschrieben – was zu schönen Verfremdungseffekten führt. Hat Bach doch selbst teils Melodien anderer bearbeitet, etwa Luthers „Vom Himmel hoch, da komm ich her“.

Die vertrackten rhythmischen Überlagerungen von Ligetis „Études pour piano“ schließlich meistert Armstrong mit schulbubenhafter Nonchalance und zeigt einmal mehr, welch Zauberer Ligeti sein konnte. Als Zugabe ein Stück von Liszt, noch so ein Schamane. Hier aber lässt sich Armstrong gehen, hämmert sinnentleerte Akkorde. Höhen und Ebenen, wie gesagt.

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