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Kultur: Venedig würdigt Schlingensief Die 54. Biennale stellt in Berlin ihre Pläne vor

Die Nationenpavillons der Biennale di Venezia sind ein Anachronismus angesichts der Globalisierung des Kunstbetriebs. Und doch bleibt die vor 116 Jahren gegründete Ausstellung in den Giardini die wichtigste Kunstschau, allen weltweiten Varianten zum Trotz.

Die Nationenpavillons der Biennale di Venezia sind ein Anachronismus angesichts der Globalisierung des Kunstbetriebs. Und doch bleibt die vor 116 Jahren gegründete Ausstellung in den Giardini die wichtigste Kunstschau, allen weltweiten Varianten zum Trotz. Auch die am 4. Juni beginnende 54. Biennale dürfte dies wieder einmal beweisen. Traditionsgemäß wird sie ein Vierteljahr vor Eröffnung von ihrem Präsidenten in der Italienischen Botschaft in Berlin annonciert. Paolo Baratta kündigte stolz einen neuen Rekord mit 88 Teilnehmerländern an, darunter erstmals Andorra, Saudi Arabien, Bangladesch und Haiti. Bahrain zog kurzfristig wieder zurück.

Begleitet wurde Baratta von Bice Curriger, der diesjährigen Direktorin der parallel laufenden Internationalen Kunstausstellung. Die Schweizer Kuratorin und Herausgeberin der Zeitschrift „Parkett“ greift den Grundwiderspruch der Mutter aller Biennalen auf. „Illuminazioni – Illuminations“ ist ihre auf 10 000 Quadratmetern präsentierte Schau überschrieben: ein Zwitterbegriff, der sowohl das Licht als klassisches Thema der Kunst als auch die „Nationen“ im Titel führt. Allerdings will Curriger den Terminus lediglich im Sinne von „Kunstszenen“ verstanden wissen, womit sich die kurz aufscheinende Politisierung schon wieder verflüchtigt hätte. Stattdessen holt Curriger drei Tintoretto-Werke in ihre 82 zeitgenössische Künstler umfassende Schau. Sie wolle einen historischen Bezug zum großen Lichtmaler Venedigs herstellen. Harald Szeemann, ihr Landsmann, der vor zwölf Jahren die Ausstellung kuratierte, habe sich für die breite Anerkennung der Gegenwartskunst eingesetzt, so Curriger; heute müsse diese vor allem gegen Vulgaritäten verteidigt werden.

Erstmals erklärte sich bei dieser Gelegenheit auch die Beauftragte des Deutschen Pavillons. Denn nach wie vor wirft dessen Bespielung große Fragen auf. Statt die ursprünglich vom verstorbenen Theaterregisseur Christoph Schlingensief entwickelten Ideen zu realisieren, will Kuratorin Susanne Gaensheimer, ansonsten Direktorin des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt, eine Ausstellung über Schlingensief zeigen. Existierende Werke sollen nun mit Hilfe seiner Wegbegleiter, insbesondere der Witwe Aino Laberenz, neu installiert werden: das filmische Werk, das Operndorfprojekt in Burkina Faso und sein künstlerischer Umgang mit seiner Biographie, insbesondere seiner Krebserkrankung. Dies sei kein Teilrückzug vom ursprünglichen Plan, erklärte sie kämpferisch auf Nachfrage: „Schlingensiefs Werk ist so wichtig für die bildende Kunst, dass es gezeigt werden muss.“ NK

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