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Kultur: Vermeer!

Sotheby’s versteigert Anfang Juli eine Sensation

Das nur 25 auf 20 Zentimeter kleine Bild zeigt eine junge Frau am Virginal, die, in zartes Licht getaucht, den Betrachter direkt anblickt. „Von überragender Schönheit und mit einer bestechenden Geschichte“, schreibt Sotheby’s über die Auktionssensation des Jahres. Ein Vermeer – oder, was ein achtköpfiges Expertengremium nach zehnjährigen Forschungen als solchen deklariert hat. Die Schätzung für das am 8. Juli in London versteigerte Bild beträgt drei Millionen – was für einen gefälschten Vermeer zu viel und für einen echten viel zu wenig wäre. Nun muss der Markt entscheiden.

Das versteigerte Bild galt als einer der wenigen echten Vermeers, bis 1947 der holländische Meisterfälscher Han van Meegeren enttarnt wurde. Er behauptete, mindestens sieben Vermeers gefälscht zu haben – aber hat er, als Aufschneider, damit auch einen echten zu Fall gebracht? Das fragliche Bild, damals in der Sammlung Alfred Beit, wurde abgeschrieben und an einen holländischen Sammler, Baron Frederic Rolin verkauft, der an der Echtheit des Bildes festhielt. Sotheby’s-Experte Gregory Rubinstein beschäftigt sich seit 1993 mit dem Bild. Der Druck, dass nur 35 Gemälde umfassende Œuvre des Meistermalers zu erweitern, ist groß: Alle Bilder Vermeers sind seit Jahrzehnten in öffentlichen Sammlungen; das letzte kam 1921 auf den Markt. Nach Restaurationen, Farbanalysen und Stilgutachten wurde schließlich die Echtheit bestätigt. Nun kommt es darauf an, ob auch die Sammler das Urteil akzeptieren. 30 Millionen Pfund – nicht drei Millionen, wären dann der wahrscheinliche Preis.

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