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Das Vogler Quartett: (v.l.n.r.) Tim Vogler, Frank Reinecke (sitzend), Stefan Fehlandt und Stephan Forck.

© Promo/Christian Kern

Vogler Quartett: Aus vier mach' sechs

Das Vogler Quartett holt sich Gäste ins Konzerthaus und spielt Ravel, Respighi, Debussy und Chausson. Ein toller Abend voller Trouvaillen.

Müssen es denn immer vier Streicher sein? Das Vogler Quartett ist etabliert genug, um Rituale infrage zu stellen und den Begriff „Streichquartettabend“ mal anders zu denken. Im Kleinen Saal des Konzerthauses haben sich Tim Vogler, Frank Reinecke, Stefan Fehlandt und Stephan Forck zwei Gäste aus Irland eingeladen: Mezzosopranistin Zandra McMaster und Pianist Michael Mchale. Wie in einem Kaleidoskop kommen die sechs Musiker in immer neuen Konstellationen zusammen und loten die Querverstrebungen aus, die sich daraus ergeben.

Erst mal aber beginnen die Voglers ganz traditionell zu viert – mit Ravels lange unterschätztem, aber bestechend klar konstruiertem Streichquartett. Der ätherisch-weiche, luftgeborener Strich der vier scheint sich nirgends zu verfestigen, in ihm steckt viel flimmernder südfranzösischer Impressionismus, der auch im Folgenden den Abend prägen wird. Denn mit Ausnahme von Brahms erklingt nur Musik aus romanischen Ländern.

Zandra McMaster würde man gerne mal als Brangäne hören

Respighis Kantate „Il tramonto“ für Mezzo und Streichquartett und die Lieder des Spaniers Antón García Abril für Mezzo und Klavier geht Zandra McMaster mit granatapfelrot glühendem Stimmkern an – etwas zu dramatisch für diese zarten Stücke, man fragt sich, wie sie wohl als Wagners Brangäne klänge. Michael Mchale darf in Debussys „Estampes“ alleine zeigen, was er kann, und kitzelt die rhythmischen Überlagerungen der zwei Stücke fein heraus. In den beiden Gesängen op. 91 von Brahms mit der singulären Besetzung für Alt, Klavier und Bratsche rückt Stefan Fehlandt in den Vordergrund und intoniert die Hauptthemen mit großväterlich-gütigem, mysteriös murmelndem Violaton.

Zandra McMaster verliert gegen Ende etwas von dem Stahl in ihrer Stimme und gewinnt dafür deutlich an Wärme, Flexibilität und Charakter. So schwelgt sie in den „Canciones Del Jardin Secreto“ von Abril und im Schlusslied von Chaussons Zyklus „Le temps des lilas“, zu dem erstmals alle sechs Musiker auf dem Podium vereint sind – in prächtigem und doch intimem Klangreichtum. Ein toller Abend voller Trouvaillen, für die der Streichquartettgedanke gleichsam die Grundierung, das ferne Echo bildet.

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