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Kämpferisch und umstritten: Intendant Sewan Latchinian, seit 2014 im Amt - mit einem Fünf-Jahres-Vertrag.

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Volkstheater Rostock: Wegen IS-Vergleich: Muss Intendant Sewan Latchinian gehen?

Auf einer Demo verglich Sewan Latchinian, Intendant des Volkstheaters Rostock, die Kultursparpläne der Stadt und des Landes mit den Kulturzerstörungen der Terror-Miliz des IS. Nächste Woche entscheidet die Stadt, ob er deshalb vorzeitig seinen Hut nehmen muss.

Es geschah am 9. März auf einer Theaterdemonstration in Neustrelitz: Sewan Latchinian, seit 2014 Intendant des Volkstheaters Rostock, hielt dort eine energische Rede, in der er die Theaterpolitik in Mecklenburg-Vorpommern mit den Kulturzerstörungen durch die IS-Terroristen in Zusammenhang brachte – nach dem Beschluss der Rostocker Bürgerschaft Ende Februar, bei dem Vier-Sparten-Theater zwei Sparten einzusparen und den Tanz sowie das Musiktheater durch Kooperationen mit anderen Häusern Mecklenburg-Vorpommerns zu ersetzen.

Nun hat Oberbürgermeister Roland Methling für nächsten Dienstag den Hauptausschuss zur Sondersitzung einberufen, Thema: die außerordentliche Beendigung von Latchinians Vertrag. Bereits am Mittwoch wurden in der Bürgerschaft Forderungen nach Entlassung oder disziplinarischen Maßnahmen diskutiert. Zuvor hatte der frühere Neustrelitzer SPDLandtagsabgeordnete Michael Körner in einem Brief kritisiert, dass Latchinian „Mörder und fanatische Kulturzerstörer“ mit Repräsentanten des demokratischen Rechtsstaats vergleiche.

Latchinian verteidigt sich: Er wollte auf die massiven Folgen der Sparbeschlüsse hinweisen

Latchinian zeigte sich in einer Erklärung am Donnerstag „überrascht und betroffen“ über die öffentliche Diskussion zu einer möglichen vorfristigen Abberufung seiner Person. Die Gründe könne er nicht nachvollziehen. Er habe lediglich darauf aufmerksam machen wollen und müssen, dass der von der Bürgerschaft gefasste Spartenschließungsbeschluss massive Folgen für das Rostocker Theater haben wird.

In der „Schweriner Volkszeitung“ hatte der 53-Jährige seine Äußerungen auf der Demo eher verteidigt. Es sei ihm um „einen geschichtlichen Horizont“ gegangen, „ohne den Kunst, Kultur und Kulturpolitik nicht gedacht werden können, im Guten wie im Bösen“, sagte er im Interview. „Gemeint war, dass wir uns gerade angesichts der akuten Zerstörung von Kulturwerten im Irak und in der ehemaligen DDR als Deutsche der Verantwortung erinnern sollten, behutsam mit dem Ererbten umzugehen.“ Als Künstler habe er das Recht auf poetische und satirische Zuspitzung, er habe grundverschiedene Vorgänge nicht gleichsetzen wollen.

Dass aus einer Kulturdebatte nun eine Personaldebatte werde, sei sehr bedauerlich, erklärte Latchinian am Donnerstag. Als Intendant wolle er nichts anderes, als „im Sinne des Volkstheaters und damit der Hansestadt Rostock und seines Dienstherrn loyal seine Pflichten“ zu erfüllen.

Die Demonstration in Neustrelitz hatte sich wie auch andere Proteste in Mecklenburg-Vorpommern gegen Spar- und Fusionspläne der Landesregierung gerichtet, von denen die Theater in Greifswald, Neubrandenburg, Neustrelitz, Rostock und Stralsund betroffen sind. Tsp (mit dpa)

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