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Kultur: Vom Winde verweht

CINEMA FOR PEACE Staraufgebot bei der Filmgala im Schauspielhaus. Nur Richard Gere fehlte. Ein Blizzard hatte ihn gestoppt

Ein Blizzard in New York bringt dieser Tage auch Berliner zum Zittern. Was Jaka Bizilj , Veranstalter der Gala „Cinema for Peace“, bereits am Sonntag befürchtet hatte, bewahrheitete sich 24 Stunden später: Ein Schneesturm verhinderte, dass Schauspieler Richard Gere zur Benefizveranstaltung im Schauspielhaus anreiste. Dort sollte er die Hauptrede des Abends halten. Moderatorin Bärbel Schäfer überbrachte den 600 Gästen die Nachricht vom Fernbleiben des Hollywood- Stars. Den Besuch werde er im nächsten Jahr nachholen, sagte sie. So blieb es Schauspielerin Milla Jovovich , den Part des Stargastes allein auszufüllen. „Als Menschen und Künstler müssen wir mitfühlend, demütig, integer und tolerant sein“, sagte sie in einer kurzen Rede.

Worte, die ganz gut zu dem 55-jährige Richard Gere passen, der wegen seines Engagements eine gute Besetzung für die Rede gewesen wäre. Er fand während eines Besuchs in Nepal 1978 zur östlichen Spiritualität und tritt für ein autonomes Tibet ein. Seit 1993 ist er persona non grata in China. Außerdem hat er eine Institution gegründet mit dem Namen „Healing the Divide“, die Ignoranz, Intoleranz und Ungerechtigkeit bekämpfen will, indem sie die davon Betroffenen mit Künstlern und Meinungsträgern aus der Unterhaltungsbranche und der Wirtschaft zusammenbringt.

Die Reden, die bei der Gala die Tonlage angeben, sind so eine Art Markenzeichen geworden, seit Dustin Hoffman vor drei Jahren unmittelbar vor Beginn des Irakkrieges diese Plattform für einen dramatischen Friedensappell nutzte. Substanzielle Inhalte, gut verpackt in große Gefühle, das macht für viele Gäste einen Hauptteil der Attraktion aus. Dieser konnten sich unter anderem Musiker Bob Geldof und Schauspieler Christopher Lee genauso wenig entziehen, wie Pianist Lang Lang (der,wie er erzählte, selbst schon mal wegen eines Blizzards auf dem Flughafen festgesessen hatte), Regisseur Wim Wenders , Designerin Jette Joop und Verleger Florian Langenscheidt . Der Sport war ebenfalls da: Boxer Wladimir Klitschko kam mit Ex-Turnerin Magdalena Brze ska . Auch Klaus Wowereit hatte eine Schöne zur Seite: Als Tischdame begrüßte er Schauspielerin Kristanna Loken .

Bereits am Vorabend gab es mit „Shooting Dogs“, einem sehr aufrührenden Streifen über drei Europäer, die den Ausbruch des grausamen Bürgerkrieg zwischen Hutus und Tutsis 1994 erleben, eine inhaltliche Grundnote. Nach dem Film äußersten sich auch Regisseur Michael Caton-Jones und Hauptdarsteller John Hurt zu dem Drama. Als Film des Jahres zeichnete „Cinema for Peace“ George Clooneys zweite Regiearbeit „Good Night, and Good Luck“ über McCarthys Hexenjagd aus.

Cinema for Peace lebt von Kontrasten. Hier die glanzvollen Roben, das exquisite Essen von dem für hohe Tüftel-Cuisine berühmtem Klaus-Peter Kofler , dort gnadenlos harte Wahrheiten über die Wirklichkeit in einer in weiten Teilen immer noch unvorstellbar grausamen Welt, die praktisch unverdünnt in die Köpfe der Teilnehmer injiziert werden. Dazu kommt zur Abmilderung immerhin noch ein attraktive Musikprogramm. Zwar ulkte Stammgast Christopher Lee, fast etwas bedauernd, dass ihn in diesem Jahr noch niemand gebeten habe, „Freude schöner Götterfunken“ zu singen. Aber dafür spielte erstmals Lang Lang.

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