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Kultur: Von der Liebe zum Brief

Kommende Woche versteigert J. A. Stargardt Handschriftliches

Es ist eine beeindruckende Fülle von Handschreiben, Manuskripten und Dokumenten aus den Gebieten Literatur, Wissenschaft, Musik, Kunst und Geschichte, die am 23. und 24. März durch das Haus J. A. Stargardt versteigert wird. Aus 362 Losen der Abteilung Literatur ragt ein Brief von Heinrich von Kleist an den Buchhändler und Verleger Moritz Walther (Taxe 30000 Euro) heraus. Auch Goethe und sein Kreis sind gut vertreten unter anderem mit Briefen (Taxen 4000–6000 Euro) und einer lavierten Federzeichnung (Taxe 4000 Euro). Die vollständige Niederschrift der Gedichte „Thekla/Eine Geisterstimme“ und „Sehnsucht von Schiller ist mit einem Schätzpreis von 40000 Euro das wertvollste Los dieser Abteilung.

In der Sektion Wissenschaft erscheinen dagegen zahlreiche Schriften von Naturwissenschaftern wie Claude Bernard, Albert Einstein, Paul Ehrlich oder Otto Hahn mit Schätzpreisen zwischen 90 und 1600 Euro relativ preiswert. Eine wahre Sensation stellt das Konvolut mit 94 Autographen Martin Heideggers dar, das höchst interessante Kommentare und Überlegungen aus den Jahren 1933 bis 1945 in Briefen an den Kunsthistoriker Kurt Bauch enthält (Taxe 60000 Euro). Widmungsexemplare von Erstausgaben und Sonderdrucken sowie Kopien der Briefe des Adressaten liegen bei.

Besonders teuer sind oft Musikautographen, da die großen Komponisten weltweit gefragt sind. Siebeneinhalb Takte auf einem Notenblatt von W. A. Mozart sind auf 20000 Euro geschätzt, zwei Lieder Franz Schuberts auf 30000 Euro und ein doppelseitiges Albumblatt von Robert und Clara Schumann auf 25000 Euro. Die zur Abteilung Geschichte zählenden Briefe von Fürstlichkeiten sinddagegen durchaus erschwinglich. Die großen Dynastien von Bayern, Baden, Sachsen, Preußen sind gut repräsentiert, von Friedrich dem Großen gibt es auch ein Handschreiben als Kronprinz an seinen Vater: „Allergnädigster König und Vater, ich habe meines allergnädigsten Vahters gnädiges Schreiben in aller unerthänigkeit Empfangen“, heißt es hier (Taxe 8000 Euro). Orthographisch ähnlich unorthodox ist auch ein Brief Blüchers an Hermann Ludwig von Boyen: „mein Sohn ist bedeüttendt Blessirt.“ (Taxe 1600 Euro). Bismarcks Brief als Preußischer Gesandter in Frankfurt an den Berliner Polizeipräsidenten Carl von Hinckeldey berichtet über „demokratische Wühler“ sogar unter Polizisten: „das schlimmste Element der hiesigen Polizei ist indessen deren Chef, der Senator Hessenberg ... Unzweifelhaft neigt die Mehrheit der hiesigen Bevölkerung und namentlich der gesamte Handwerksstand zu demokratischen Tendenzen und finden unter letzteren geheime Verbindungen statt.“ (Taxe 400 Euro). Diesen Brief sollte sich das Historische Museum Frankfurts nicht entgehen lassen.

Auktionen am 23. und 24. März im Opernpalais Unter den Linden 5 in Berlin. Weitere Informationen unter www.stargardt.de

Iring Fetscher

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