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A-Wa beim Auftritt im Heimathafen Neukölln.

© Roland Owsnitzk/Festival

Pop-Kultur Festival: Von der Wüste in den Club

Am zweiten Tag des Berliner Festivals Pop-Kultur gaben A-Wa und Imarhan im Heimathafen Neukölln großartige Konzerte.

Die Schwestern Tair, Liron und Tagel Haim sind aus Israel zum Berliner Pop-Kultur-Festival angereist. Die Klänge, die mitgebracht haben, kommen jedoch nicht nur von dort, sondern auch aus dem Jemen, dem Land ihrer Großeltern, und aus Jamaika, Amerika, Europa ...

Mit ihrer vierköpfigen Band spielen sie unter dem Namen A-Wa (gesprochen: Ay-Wah) einen mitreißenden Globalista-Pop, der das Publikum im gut besuchten Heimathafen Neukölln sofort zum Tanzen bringt.

In langen roten Gewändern mit feinen Goldverzierungen stehen die drei an der Bühnenkante und scheinen ihre Stimmen zu einer einzigen zu vereinen. Bei „Habib Galbi“ mäandern sie mit einer Quietschorgel über einen kraftvollen Groove mit Offbeat-Akzenten. Kein Wunder, dass der Song, der auf einem Lied des Sängers Shlomo Moga’av aus den sechziger Jahren beruht und vom Liebesschmerz einer Frau erzählt, in Israel ein Hit wurde. Es schaffte es sogar als erster arabischsprachiger Song überhaupt an die Spitze der dortigen Charts.

Imarhan führen das Tuareg-Rock-Erbe fort

Die Schwestern singen auch auf Hebräisch und setzten immer wieder auf die Kraft des international verständlichen Lalala, bei dem alle einstimmen können. Als A-Wa dann auch noch ein halbes Dutzend Zuhörer auf die Bühne holen, kommt Familienfest-Atmosphäre auf. Nach den jemenitische Folkrhythmen wechselt die hervorragende Band in einen modernen Wumms-Beat-Modus, bei dem die Chemical Brothers rüberzugrüßen scheinen. Verblüffend und beglückend, wie mühelos die Gruppe ihre Einflüsse zu etwas Eigenem verbindet. So klingt die einzige Zugabe, als hätten sich Faithless mit Tony Allen und Ofra Haza einen Song ausgedacht – großartig.

Der Auftritt von A-Wa war ein Höhepunkt des zweiten Pop-Kultur-Festival-Tages, doch auch die den Abend eröffnende algerische Gruppe Imarhan machte Eindruck. Das Quintett um den Sänger Iyad Moussa Ben Abderahmane hat kürzlich sein Debütalbum beim Berliner Label City Slang herausgebracht und führt das Erbe legendärer Tuareg- Bands wie Tinariwen fort. Imarhan singen ebenfalls auf Tamashek, der Sprache des Wüstenvolkes, mischen jedoch auch poppige Elemente in ihren Sound. Bei ihrem Konzert in Neukölln erzeugen sie mit zwei flirrenden E-Gitarren, einem Bass, einer Kalebasse und einer Bongo einen betörenden Dauergroove, der in seinen besten Momenten ein tranceartiges Schwebegefühl auslöst.

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