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Kultur: VOR - Sotto voce

Sicher wird auch er diesmal wieder dabei sein und jeden Abend in der ersten Reihe der Staatsoper sitzen: Jener hochgewachsene Besucher im Rokokokostüm, der unter dem hausinternen Spitznamen "Amadeus" schon zu einem nicht wegzudenkenden Bestandteil der "Wochen der Alten Musik" geworden ist, die vom 24.Januar bis 16.

Sicher wird auch er diesmal wieder dabei sein und jeden Abend in der ersten Reihe der Staatsoper sitzen: Jener hochgewachsene Besucher im Rokokokostüm, der unter dem hausinternen Spitznamen "Amadeus" schon zu einem nicht wegzudenkenden Bestandteil der "Wochen der Alten Musik" geworden ist, die vom 24.Januar bis 16.Feburar im Opernhaus Unter den Linden stattfinden.Jenem Amadeus stehen diesmal nicht weniger als drei Premieren bevor, die in diesem Jahr einen deutschen Schwerpunkt bei dem dreiwöchigen Barockfestival setzen.

Soweit solche nationalen Kriterien überhaupt bei einem Komponisten wie Johann Adolf Hasse anwendbar sind, denn sein "Solimano" (ab 7.2.) ist purer italienischer Belcanto des 18.Jahrhunderts.Die Produktion lief bereits im vergangenen Jahr in Innsbruck, für die Berliner Premiere haben Regisseur Georg Quander und sein Team einige Verbesserungen vorgenommen: Erstmals wird die Oper in den von Hasse geschriebenen Stimmlagen zu hören sein, nachdem man in Innsbruck noch die Kastratenrollen tieferen Männerstimmen anvertraut hatte.Puristen, die ähnliches schon bei der Erfolgsproduktion von 1992, Grauns "Cleopatra e Cesare" angemahnt hatten, werden diesen Schritt in Richtung Werktreue begrüßen.Zugleich steht er aber auch für die Sicherheit, mit der die Staatsoper mittlerweile ihr Festival planen kann, ohne auf den tenorgewöhnten Geschmack der Durchschnittsopernhörer Rücksicht zu nehmen.Die "Wochen der Alten Musik" zeigen, gerade im Vergleich mit einem dahinsiechenden Megafestival, wie den Berliner Festwochen, wie ein Festival sich ein stetig wachsendes Stammpublikum erobern kann, ohne Programmkompromisse zu machen - das Haus unter den Linden ist während dieser drei Wochen nicht schlechter besucht als sonst, obwohl niemand die gespielten Werke im Voraus kennt.

Von den drei Premieren gilt keine einem außerhalb von Musikwissenschaftlerkreisen bekannten Werk: Reinhard Keiser, der Schöpfer des "Hochmütigen, gestürzten und wieder erhabenen Croesus" steht bis heute im Schatten der nachfolgenden Gigantengeneration Telemann, Bach, Händel.Vielleicht wird sich das nach der Staatsopernpremiere etwas ändern (24.1.), ein Schallplattenproduzent hat bereits Interesse am Aufnehmen der Rarität bekundet.

Zumindest von einigen Kammerorchesterkonzerten her bekannt ist Glucks "Don Juan" mit seiner spektakulären Höllenfahrt.Die Ballettpremiere im Apollosaal koppelt das Werk mit einer Graun-Ausgrabung, der "Histoire du Pygmalion" (ab 31.1.).Touristenfreundlich nimmt die Terminplanung der Staatsoper darauf Rücksicht, daß man die drei Produktionen mehrfach an drei aufeinanderfolgenden Tagen sehen kann - eine organisatorische Umsicht, die in Berlin leider keine Selbstverständlichkeit ist.

Als Heilmittel gegen etwaige Koloraturüberfütterung bietet sich dieser Tage am ehesten die Wiederaufnahme von Brittens Kirchenoper "Curlew River" an der Neuen Opernbühne Berlin an ( ab 22.1.).Die Inszenierung von Alexander Paeffgen im Kesselhaus der Kulturbrauerei besitzt schon vom Raum her viel Atmosphäre, auch wenn sie sich nicht recht zwischen japanischem No-Theater, traditioneller Oper und archaisierendem Kirchenspiel entscheiden kann.Die Neue Opernbühne gilt als die Berliner Off-Bühne, die sängerisch die weitaus beste Qualität bietet - auch das Ensemble in "Curlew River" ist sehr stark und gewährleistet einen expressiven Opernabend auf hohem Niveau.

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