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Kultur: VOR - Sotto voce

Vermutlich gibt es derzeit keinen Musiker, der dem Ideal des Multi-Kulti-Künstlers näher kommt als Yo-Yo Ma.An allen Pilgerorten Schmuse-esoterischer "Save the planet"-Ideologien war der amerikanische Cellist schon präsent, hat sein Instrument vor Buschmännern und Aborigenes ausgepackt und japanische Mönche in Zen-Klöstern verzückt, hat von Tango bis zu amerikanischer Folk-Music auf jeder Crossover-Welle mitgefidelt.

Vermutlich gibt es derzeit keinen Musiker, der dem Ideal des Multi-Kulti-Künstlers näher kommt als Yo-Yo Ma.An allen Pilgerorten Schmuse-esoterischer "Save the planet"-Ideologien war der amerikanische Cellist schon präsent, hat sein Instrument vor Buschmännern und Aborigenes ausgepackt und japanische Mönche in Zen-Klöstern verzückt, hat von Tango bis zu amerikanischer Folk-Music auf jeder Crossover-Welle mitgefidelt.Das alles natürlich auch mit dem Nebenzweck, die Musik Johann Sebastian Bachs wieder mt dem humanistischen Geist zu erfüllen, der nach Albert Schweitzer und Pablo Casals irgendwann verlorenging.Gipfelpunkt dieser Bemühungen war ein im vergangenen Jahr vorgestelltes sechsteiliges Spielfilmprojekt zum Lobpreis der seelenreinigenden Kraft von Sankt Yo-Yos Bach-Interpretationen.Bei solch spirituellem Zugang liegt es nahe, daß der Cellist sich nicht nur auf Bachs schon längst auf Video und CD engespielte Solomusik beschränkt, sondern auch noch Arien aus Kantaten und Oratorien für sein Instrument arrangiert.Ein Verfahren, gegen das vermutlich nicht einmal Bach persönlich etwas gehabt hätte, hat der Thomaskantor selber doch seine Einfälle genauso ausgiebig recycelt wie seine barocken Komponistenkollegen.Mas Bearbeitungen lassen sich am 21.April nacherleben, wenn der Cellist zusammen mit dem Amsterdamer Barockorchestra unter Bach-Spezialist Ton Koopman im Konzerthaus zu Gast ist.

Die Zusammenarbeit Mas, eines "modernen" Musikers, mit Originalklang-Spezialisten wie Ton Koopman, liegt voll im Trend der Klassikbranche.Auch traditionelle Orchester wie die Berliner Philharmoniker versuchen immer mehr, sich mit historischen Spieltechniken auseinanderzusetzen und so das in den letzten Jahren verlorene Repertoire von Bach bis Mozart zurückzuerobern.Seit einiger Zeit arbeiten Philharmoniker-Mitglieder mit der Berliner Gruppe Cantus Cölln um den Lautenisten Konrad Junghänel zusammen.Das neueste Ergebnis dieses Annäherungsprozesses ist ein Programm mit geistlicher deutscher Musik des 17.Jahrhunderts (Kammermusiksaal, 21.4.).

Gleich am nächsten Tag spielt mit Musica Antiqua Köln das dank seines langjährigen Exklusiv-Vertrages mit der Deutschen Grammophon bekannteste Alte-Musik-Ensemble Deutschlands.Um in das Konzept des Goethe-Zyklus im Konzerthaus zu passen, hat der spiritus rector der Gruppe, Reinhard Goebel, ein antikenorientiertes Programm um verlassene Frauen von Ariadne über Dido bis Armida zusammengestellt.Solistin ist die polnische Sopranistin Magdalena Kozenß (22.4.).

Zu den Stars der Szene gehört auch Countertenor Andreas Scholl.Nach Jahren beim Alte-Musik-Label Harmonia Mundi France ist ihm jetzt der Sprung zum Branchenriesen Polygram geglückt - ein Beleg dafür, daß Männer, die in Frauenstimmlagen singen, inzwischen auch als Topseller-tauglich angesehen werden.Scholls Counterkollegen Brian Asawa und Yoshikazu Mera haben beide jedenfalls gerade Alben mit dem Kuschelklassik-Titel "Romance" veröffentlicht und sind damit auf ein Terrain vorgedrungen, das bislang Tenören vorbehalten war.Scholl, der schon bei den "Drei Countertenören" mit dabei war, zieht sicher bald nach...Bei seinem Konzert im Kammermusiksaal bleibt er allerdings erstmal bei "seriöser" Barockmusik und präsentiert mit der Akademie für Alte Musik das Programm seiner neuen CD mit bewährter Händel-Arienkost.( 27.4.).

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