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Kultur: Wälz dich im Sumpf der Sünde

MALEREI

„Die Gegenwart ist unappetitlich“, so etwa die Meinung des 1962 geborenen Künstlers Daniel Richter . Ein Statement so radikal wie seine neueren Arbeiten. Im Düsseldorfer K21 , der in diesem Jahr eröffneten Dependance der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, werden Richters Gemälde aus den letzten zwei Jahren in einer Einzelausstellung gezeigt (Daniel Richter, Grünspan, bis 19. Januar 2003). 25 großformatige Bilder, die die Wirklichkeit in einer neonbunten Mixtur aus Pressefotografien, kunsthistorischen Vorlagen und versprengten Popmythen neu drapieren. Vieles auf diesen Ölgemälden ist geborgt. Bilder mit so vertraut erscheinenden Titeln wie „Planet der Hunde“ oder „Der Adler ist gelandet“ zeigen Landschaften zwischen Gewalt und Lethargie. Von Eugène Delacroix über Otto Dix bis zum Amateurvideo vom Gipfel in Genua zapft Daniel Richter sämtliche Motive und Assoziationen an, die sich in unseren Wahrnehmungszonen über Dekaden abgelagert haben. In großen Zentralperspektiven entwirft er apokalyptische Welten: destruktiv, fade und zumeist bedrückend bunt.

„Fun de siècle“ etwa ist ein solches Bild. Versprengte Paare lümmeln hier wie apathisch in einem Feld-, Wald- und Wiesenidyll herum, während eine graue, übergroße Heilsarmistin dazu auf ihrer Gitarre klimpert. Die frohe Botschaft aber versumpft nur noch in den dumpfen Farben des großformatigen Gemäldes. Die im Titel angekündigte Jahrhundertgaudi will nicht mehr recht in die Gänge kommen. In Daniel Richters Kompositionen aus Historienbildern und Nachgeschichte scheint vorerst nur noch eines sicher: Die lustigen Jahre sind endgültig vorbei.

Ralf Hanselle

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