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Kultur: Walter Benjamin

Am 11. September wäre er 100 Jahre alt geworden. Bis dahin zitieren wir täglich Theodor W. Adorno

Was Zarathustra als Höchstes pries, die schenkende Tugend, war sein zu solchem Grade, dass alles andere daneben in den Schatten trat. „Ungemein ist die höchste Tugend und unnützlich leuchtend ist sie und mild im Glanze.“ Und wenn er sein erkorenes Emblem – den Kleeschen Angelus Novus – den Engel nannte, der nicht gibt, sondern nimmt, so löst auch das einen Gedanken Nietzsches ein: „Zum Räuber an allen Werten muss solche schenkende Liebe werden“, denn „eine Stätte der Genesung soll noch die Erde werden! Und schon liegt ein neuer Geruch um sie, ein heilbringender – und eine neue Hoffnung!“ Von dieser Hoffnung hat Benjamins Wort gezeugt, sein märchengleich lautloses, unkörperliches Lächeln und sein Schweigen. Jedes Zusammensein mit ihm hat wiederhergestellt, was sonst unwiederbringlich dahin ist, das Fest.

Aus: Noten zur Literatur IV (o. J.). Einleitung zu Benjamins Schriften. In: Theodor W. Adorno, Gesammelte Schriften. Hg. von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno, S. BuckMorss und K. Schultz. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1997. Band 11

WAS ADORNO SAGT (23)

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