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Der israelische Künstler Eran Shakine neben einer seiner Zeichnungen im Jüdischen Museum.

© Shay Kedem

Eran Shakine-Ausstellung im Jüdischen Museum: Was alle verbindet

Kunst, die zum Dialog zwischen den Religion anregen möchte: Im Jüdischen Museum zeigt der israelische Künster Eran Shakine seine erste Einzelschau in Deutschland.

Ein Muslim, ein Christ und ein Jude schweben durchs Weltall. Sie sind miteinander verbunden durch ein dünnes Kabel. In der Ferne sieht die Erde klein aus, und mit ihr die Probleme der Menschen, die dort leben. Die Zeichnung stammt vom israelischen Künstler Eran Shakine. Das Werk stellt für ihn eine Verschiebung der Perspektive dar, die dringend nötig ist. Gemeinsam mit 40 Zeichnungen und drei Skulpturen des Künstlers ist es in der Ausstellung „A Muslim, a Christian and a Jew“ im Jüdischen Museum zu sehen, Shakines erster Einzelschau in Deutschland.

Der Ausstellungstitel klingt wie der Anfang eines schlechten Witzes, aber ausgelacht wird niemand. Vielmehr will der Künstler zeigen, dass wir uns ähneln, will zum Dialog anregen, zum Lachen über die Sturheit und Ignoranz die wir manchmal an den Tag legen.

Die Arbeiten wechseln zwar im Format, sind aber ansonsten alle gleich angelegt: Mit schwarzer Ölwachskreide auf Papier oder Leinwand zeichnet der Künstler drei Männer – besagte Vertreter der drei Weltreligionen – bei verschiedenen Aktivitäten, begleitet durch einen Spruch unter der Zeichnung. Die Männer sehen aus wie Gentlemen aus dem 19. Jahrhundert, mit Frack und Zylinder. Wer hängt da welcher Religion an? Shakine liefert keine Antwort, und es ist auch egal. Schließlich geht es ihm gerade um die Gemeinsamkeiten, die allen Menschen eigen sind. Zum Beispiel das Streben nach Glück.

Anfang und Ende der als Rundgang aufgebauten Schau bildet ein Werk, das die drei Herren beim Spaziergang zeigt. Ihnen folgt in einigem Abstand ein kleiner weißer Hund. Das Bild trägt den Titel „Ein Muslim, ein Christ und ein Jude bemerkten nicht, dass ihnen das Glück schon seit einer Weile folgte.“ Für Shakine liegt das Glück im Dialog, in der Erkenntnis, sich näher als gedacht zu sein.

Humor und Nachdenklichkeit

Obwohl der Künstler selbst nicht religiös ist, spielte die Religion immer eine große Rolle in seinem Leben. Geboren wurde er 1962 in Tel Aviv, als Sohn eines französischen Vaters und einer ungarischen Mutter, die als Holocaust-Überlebende nach Israel kamen. Als kleines Kind erlebte er den Sechstagekrieg mit, seinen „ersten Krieg“, wie er sagt. Nach Aufenthalten in Paris, London und New York lebt er heute wieder in Tel Aviv. In seinen Zeichnungen mischt Shakine Humor mit Nachdenklichkeit. Einige Werke reizen in ihrer Absurdität zum Lachen. Da tanzen die drei Männer Breakdance in einem Kreis von Menschen, um Geld zu sammeln, oder sie lernen beim Eiskunstlauf die Kunst der Koordination. Dann gehen sie gemeinsam zur Therapie bei Sigmund Freud.

In einer anderen Zeichnung besuchen die Herren das 9/11-Monument in New York City. Angesichts dieses Werk, aufgehängt im Libeskind-Bau des Jüdischen Museums, der nicht zuletzt architektonisch deutsch-jüdische Geschichte erzählt, wird einem die Dimension des Konflikts erneut bewusst. Was kann die Kunst da ausrichten? „Ich bin nicht naiv“, antwortet Eran Shakine. Trotzdem glaubt er, mit seiner Kunst bei der interreligiösen Verständigung helfen zu können.

Jüdisches Museum, Lindenstr. 9–14, bis 5. 3.; Mo 10 – 22 Uhr, Di bis So 10 – 20 Uhr

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