zum Hauptinhalt

Was machen wir heute?: Angst haben

Es ist noch nicht lange her, da hatte ich Angst um mein Leben. Da war ich in Afrika aus dem Flugzeug gestiegen, in einer Stadt von der ich zuvor nie gehört hatte, und ich hatte keine Malaria-Prophylaxe eingenommen.

Es ist noch nicht lange her, da hatte ich Angst um mein Leben. Da war ich in Afrika aus dem Flugzeug gestiegen, in einer Stadt von der ich zuvor nie gehört hatte, und ich hatte keine Malaria-Prophylaxe eingenommen. Eine Tropenärztin hatte abgeraten, wegen der üblen Nebenwirkungen. Doch nun, nach der Landung, auf den Koffer wartend in einer neongrellen Halle in warmfeuchter Luft, im Fokus zigtausender todbringender Mücken, war sonnenklar: Keine Prophylaxe zu nehmen, war die Entscheidung einer Lebensmüden.

Ich flehte und zerrte an den Mitreisenden herum, Hilfe!, rief ich, und denen fielen angesichts meiner Torheit noch ganz viele Geschichten ein über weitere tropische Krankheiten. Doch schließlich gaben sie mir drei Tabletten, die einen undurchdringlichen Abwehrpanzer um meine brutalstbedrohte Gesundheit errichten würden. Drei Tabletten, eine pro Tag, das waren drei Tage in Panik.

Drei panische Tage lang hatte ich keinen Blick für die afrikanische Stadt. Suchte ohne Unterlass die Luft um mich herum ab nach Mücken und anderen ebenso tödlichen Tieren. Drei Tage lang ernährte ich mich von Müsliriegeln aus Berlin und Cola aus Dosen, die ich mit antiseptischen Tüchern putzte, ich versteckte Mund und Nase hinter einem Tuch, trug feste Schuhe und dicke Socken, Handschuhe wären nicht schlecht gewesen. Wenn wir im Auto saßen, klatschte ich während der Fahrt mitreisende Mücken tot, öffnete jemand ein Fenster, appellierte ich an sein Gewissen, wurden wir zum Essen ans Flussufer geladen, ging ich ins Hotel und stellte die Klimaanlage an, bis es eiskalt wehte. Mücken mögen keine Kälte, hatte man mir gesagt. Um mein Leben zu retten, fror ich zwei Nächte lang und tat kein Auge zu. Am dritten Tag, ich war nun immun, verließen wir die Stadt, um das Land zu erkunden. Ich schlief im Auto ein, ich hatte überlebt, Afrika war mir plötzlich wurscht. Ariane Bemmer

Das Land hieß Mali, die Stadt Bamako. Der Film „Bamako“ über Bamako läuft heute im Kato im U-Bahnhof Schlesisches Tor (19.30 Uhr). Es besteht keine Impfempfehlung.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false