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Was machen wir heute?: Auf Grünsuche gehen

Wie eine Mutterdie Stadt erleben kann

Eigentlich sind Jan und Josefine mit unserer Wohnung ganz zufrieden, prima Zimmer, jede Menge Platz zum Spielen. Zu ihrem Glück aber fehlt der eigene Garten. Den macht auch ein Balkon nicht wett, selbst wenn darauf Erdbeeren gedeihen. Doch die beiden sind Pragmatiker. Sie haben sich damit arrangiert, dass in ihrem Kinderleben aus dem Häuschen im Grünen nichts wird. Den Schöneberger Park haben sie deshalb zu ihrem erweiterten Garten erklärt und das darin lebende Getier samt Fischreiher zu ihren Haustieren ernannt.

Seit diesem Frühjahr stehen vor unserer Haustür im Vorgarten ihr persönlicher Apfel- und Birnbaum, wenn auch eher klein geraten. Der Birnbaum trägt sogar zwei knubbelige grüne Früchte, aus denen bis zum Herbst hoffentlich etwas Richtiges wird. Zugewachsen sind sie Jan und Josefine durch ihre einstige Babysitterin aus Ostberlin. In Marzahn war es damals üblich, dass jedes Kind vom Hausmeister zur Einschulung ein Obstbäumchen erhielt. Diese schöne Sitte trägt bei uns nun eigene Früchte. Ebenso hören Jan und Josefine mit Wonne die Songs vom „Traumzauberbaum“, die zu Schulzeiten ihrer geliebten Babysitterin durch die Klassenräume donnerten. Damals durften sich die Marzahner Kinder in den Pausen Musik wünschen, „Der Traumzauberbaum“ war ihr Hit.

Natürlich ersetzen das Bäumchen vor der Tür, das gespielte Lied keinen Garten, ob in Ost- oder Westberlin, gestern oder heute. Aber sie stillen eine Sehnsucht. Ansonsten besuchen wir unsere Freunde in ihrer Laubenkolonie. Dort bewundern wir den Stand der Tomaten, während Jan und Josefine den Sandkasten mit ihrem Freund Jonas mal in ein Wasserbassin, mal in eine Feuerstelle umwidmen. Auch an frischem Salat herrscht kein Mangel. Den bringen Jan und Josefine regelmäßig von ihren Stunden in der Gartenarbeitsschule mit, wo sie ein Klassenbeet bestellen. Mag sein, dass Jan und Josefine kein eigener Garten gehört, dafür stehen ihnen in Berlin viele andere Türen zum Grün offen. Nicola Kuhn

Jans und Josefines neuester Favorit: der Britzer Garten. www.gruen-berlin.de

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