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Was machen wir heute?: Das Kind verstören

Wie ein Vater die Stadt erleben kann

Von Andreas Austilat

So kurz vor Weihnachten, schon schockierend, was die Zeitschrift „Öko-Test“ da herausgefunden hat: Kinderspielzeug ist oft belastet. Von Schwermetallen in der Puppe wird im aktuellen Heft berichtet, von Formaldehyd in der Bettwäsche und Dibutylzinn in Fußballtrikots. Ja, selbst bei Hertha BSC. Das nun auch noch.

Wir haben ebenfalls schon mal Spielzeug getestet. Es handelte sich um eine Art Langzeitstudie, manche Fälle liegen nämlich schon ein paar Jahre zurück. Ich will bei diesem heiklen Thema nichts beschönigen, doch so viel vorweg, das Ergebnis war zum Glück nicht ganz so giftig, schlimm war es trotzdem.

Den Test nenne ich mal die Hasenprobe, nach unseren zwei Stallhasen. Probanden waren eine Puppe von Zapf Creation, ein Elefant der Marke Schleich, eine Kasperle-Handpuppe älterer Bauart sowie eine Barbie. Der Verlauf war wie folgt: Hase Muffel hat der Zapf Creation beide großen Zehen abgeknabbert sowie dem Kasper die rote Nase, Hase Maxi hat sich über Barbies Wade hergemacht und dem Elefanten die Ohren angenagt.

Ich kann hier versichern, dass keine dieser Proben in der genannten Konzentration auf unsere Kleinsäuger toxisch gewirkt hat, auch nach Jahren nicht. Die beiden sind jetzt fast acht, was für Kaninchen schon ein respektables Alter ist. Trotzdem ist dringend davon abzuraten, den Versuch zu wiederholen.

Denn bewiesen ist damit eigentlich nur, dass es sich um zähe Viecher handelt, die alles gut vertragen haben. Gelitten haben wir trotzdem.

Das Kind hat nämlich fortan die schöne Zapf-Puppe abgelehnt. Es hat auch nichts genutzt, Socken über die geschundenen Füße zu streifen, der Anblick verstörte mein kleines Mädchen so nachhaltig, dass die Puppe leider draußen schlafen musste. Gleiches galt für die Barbie, das Thema Kasperle war ebenfalls erledigt und der Elefant führte fortan ein Schattendasein in einer Randnische des Schleichzoos.

Trauriges Schicksal, alle vier sind doch einmal geliebt worden. Oh, diese vermaledeiten Hasen. Andreas Austilat

„Öko-Test“, Dezember 2009, 3,80 Euro.

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