zum Hauptinhalt

Was machen wir heute?: Demokratie süß finden

Das ist bitter. Ihrem Kiosk-Betreiber in der Schule soll gekündigt werden, dafür soll eine Bio-Cafeteria kommen, empören sich die Töchter.

Das ist bitter. Ihrem Kiosk-Betreiber in der Schule soll gekündigt werden, dafür soll eine Bio-Cafeteria kommen, empören sich die Töchter. Nur noch total gesunde Sachen. Schön und gut, sagt Lara, aber es gibt dort keine Süßigkeiten mehr, sondern nur noch Müsli-Riegel. Kinder brauchen manchmal richtige Süßigkeiten, ist die 14-jährige Franca überzeugt: nach blöden Klassenarbeiten und so. Ihr wollt doch zu Hause immer nur Bio, wundert sich der Vater. Ja, aber eben nicht immer. Und Lara ärgert sich vor allem, weil die Entscheidung so ganz ohne Beteiligung der Schüler gefallen ist.

Demokratisch ist das nicht, findet die 17-Jährige. Dabei arbeitet sie doch in der Arbeitsgruppe Gesunde Ernährung mit, hat Vorträge gehalten und engagiert sich als Jahrgangssprecherin in der Schülervertretung. Da wird viel geredet, werden Ankündigungen verlesen, Berichte aus der Landesschülervertretung diskutiert, Anträge an die Schulleitung formuliert und abgestimmt, Beauftragte gewählt oder ein Vorstand bestimmt. Und manchmal werden auch noch Komitees für besondere Projekte gebildet, um etwa einen Ruheraum für die Oberstufe nach eigenen Vorstellungen einzurichten. In der Schülerversammlung quatschen viele, aber nur wenige tun wirklich was, sagt Lara. Frustig.Übrig bleiben immer die selben Verdächtigen. Franca, auch schon mal Klassensprecherin, nickt.

Demokratie ist eben eine aufwändige Sache, versucht der Vater zu besänftigen. Aber was bringt es, wenn dann wie bei der Cafeteria von oben entschieden wird, kontert Lara. Die Schülervertreter ärgert auch, dass auf der Schul-Homepage nicht aktuell mitgeteilt wird, wenn Lehrer kurzfristig krank werden. So erfahren die Schüler vom Unterrichtsausfall erst dann, wenn sie allein in der Klasse sitzen bleiben. Das wäre so einfach zu ändern, schimpft Lara. Aber die stellen sich stur, die Gespräche mit dem Direktor kommen nicht voran. Schülervertreter zu sein ist zuweilen bitter. Eben, sagt Franca, deswegen sind manchmal Süßigkeiten nötig. Gerd Nowakowski

Informationen über Berliner Schülervertretung: www.lsv-berlin.de und www.lsa-berlin.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false