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Was machen wir heute?: Den Würfel kreisen lassen

Neulich hat der Mittlere meiner drei Jungs einen Zauberwürfel mit nach Hause gebracht. Sie wissen schon: so ein sechsfarbiges Ding, bei dem man 54 Miniwürfel zu einheitlichen Flächen zurechtdrehen muss.

Neulich hat der Mittlere meiner drei Jungs einen Zauberwürfel mit nach Hause gebracht. Sie wissen schon: so ein sechsfarbiges Ding, bei dem man 54 Miniwürfel zu einheitlichen Flächen zurechtdrehen muss. Ein cleverer Ungar hat sich damit schon zu realsozialistischen Zeiten nicht nur dumm, sondern auch noch dämlich verdient.

Ich hatte als Schüler auch so einen Würfel und war sehr stolz, als nach stundenlangem Tüfteln eine ganze Fläche in einheitlicher Farbe strahlte. Wie ich das dem Mittleren erzähle, schaut er mich mitleidig an und erzählt, dass er gerade seinen Rekord auf drei Minuten verbessert habe. Drei Minuten für eine Fläche – nicht schlecht, sage ich, aber da guckt der Mittlere noch ein bisschen mitleidvoller. Natürlich alle Flächen, Papa!, und der Weltrekord liege übrigens im einstelligen Sekundenbereich.

Eine Woche später kommt er morgen um sieben verschlafen an den Frühstückstisch und dreht den Würfel ohne hinzugucken in die richtige Form. Auf meinen entgeisterten Blick hin sagt er gähnend, das sei alles eine Frage des richtigen Algorithmus, er könne mir das gerne mal erklären, sobald ich ein bisschen am meinem mathematischen Grundwissen gearbeitet habe.

Ich beschließe, den Würfel unauffällig verschwinden zu lassen, aber mittlerweile schwirren schon drei von den Dingern bei uns herum, und ich bin ja auch ein bisschen stolz. Von wegen, die Kinder würden in der Schulen nichts mehr lernen und die Nächte nur noch durchfeiern. Als mein Mittlerer das erste Mal jenseits von Silvester durchgefeiert hat, war er in seinem Klassenraum, bei der Langen Nacht der Mathematik. Von abends um sieben bis früh um acht nur Algorithmen, Kurven, Ableitungen. Als er morgens ins Bett gegangen ist, hat er noch mit dem Zauberwürfel gespielt und ihn wahrscheinlich im Schlaf gelöst. Alles eine Frage des richtigen Algorithmus.Sven Goldmann

Rubik’s Cube, wie der nach seinem Erfinder Ernö Rubik benannte Zauberwürfel offiziell heißt, gehört seit 1977 zum Stammsortiment des Berliner Spielzeughandels.

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