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Kultur: Was machen wir heute?: Die Wüste entdecken

Ja, die Schlagzeile hat uns ein wenig erschreckt: "Elternkatastrophe" stand da vor ein paar Tagen in der "Zeit" - die Kinder kriegen viel zu wenig mit von zu Hause, das rächt sich. Mit Hyperaktivität zum Beispiel.

Von Andreas Austilat

Ja, die Schlagzeile hat uns ein wenig erschreckt: "Elternkatastrophe" stand da vor ein paar Tagen in der "Zeit" - die Kinder kriegen viel zu wenig mit von zu Hause, das rächt sich. Mit Hyperaktivität zum Beispiel. Um ehrlich zu sein, ich finde, wir machen unseren Job ganz gut, trotzdem, es gibt da ein paar Alarmzeichen. Gerade zum Ende der Schulferien. Wenn Bruder und Schwester sich plötzlich schreiend unterhalten, die Treppe hoch- und runtertoben, Türen knallen. Ich finde das ist schon ein bisschen sehr aktiv. Hyperaktiv vielleicht?

Raus, die Kinder müssen raus. Und Anregungen, sie brauchen neue Anregungen. Aber wo? Der Zoo zum Beispiel, das bringt nichts. Da war der Große schon so oft, wenn die Affen reden könnten, sie würden ihn wahrscheinlich mit Namen begrüßen. Technikmuseum? Ich glaube, da ist er allein mit der Schule viermal im Jahr. Naturkundemuseum? Den großen Brachiosaurus im Foyer, den malt er Ihnen aus dem Kopf. Sie sehen, die Sache ist nicht leicht. Umso verdienstvoller, dass sich das Ethnologische Museum was völlig Neues geleistet hat: "Ab durch die Wüste, eine Entdeckungsreise für Kinder und Jugendliche."

Haben Sie auch neulich "Lawrence von Arabien" gesehen? Gab es zu Ostern im TV. Also wir finden die Wüste großartig. Tiefblauer Himmel, heißer Wind. Hat etwas Erhabenes. Und einsam ist es da, ich meine, da wird einem doch von allein richtig kontemplativ zu Mute. Völlig anders als in der Großstadt. Mal ehrlich, Berlin ist ganz nett, aber dieses Gewimmel ständig, da muss man doch hyperaktiv werden. Also sind wir nach Dahlem gefahren.

Die Ausstellungsmacher haben sich ziemlich viel Mühe gegeben. Sie haben echten Sand ausgeschüttet, durch den, wer Lust hat, barfuß schlurfen kann. Wer Mut hat, darf in Löcher im Boden fassen und mehr oder weniger Ekliges fühlen. Es gibt ein echtes Zelt zum Rein- und eine Erdhöhle zum Durchkrabbeln.

Sohn und Tochter fanden es auch ganz nett. Lange bleiben wollten sie trotzdem nicht. Die Museum-Wüste ist nämlich ziemlich klein. Nicht viel größer als unsere Wohnung, nur voller. Und in dem Beduinenzelt, das da aus echtem Leder im echten Sand steht, kommt man auch nicht richtig zur Ruhe: In der einen Ecke läuft die ganze Zeit der Fernseher und bringt Ethnologisches, in der anderen hängt eine Batterie Kopfhörer. Hat sie jemand einmal eingeschaltet, brabbelt es vernehmlich. Macht einen irgendwie nervös.

Weil aber selbst ein kurzer Wüstentrip Durst macht, sind wir noch in die museumseigene Cafeteria. Die liegt im Foyer des Hauptgebäudes, hat zwar ein bemerkenswertes Schnapsangebot, wirkt aber abgesehen davon ein bisschen wie eine Betriebskantine. Nein, Oasen sehen anders aus. Also sind wir wieder nach Hause. Die Kinder sind ganz ruhig in ihre Zimmer und haben sich still beschäftigt. Stimmt schon, es gibt nichts besseres als ein paar neue Anregungen.

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