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Was machen wir heute?: Fair bleiben

Jan und Josefine haben es wirklich nicht leicht. Immer ist der eine vor dem anderen schon da, stets hat der andere schon vorher etwas abgekriegt.

Jan und Josefine haben es wirklich nicht leicht. Immer ist der eine vor dem anderen schon da, stets hat der andere schon vorher etwas abgekriegt. Eine Eifersuchtstragödie par excelence, zumindest ein Kinderleben lang. So klingt sie, die Erkennungsmelodie von Zwillingspaaren. Mal lauter und mal leiser, denn schließlich hat die zwangsverordnete Zweisamkeit auch ihre positiven Seiten: Der größte Konkurrent ist zugleich der beste Spielkamerad, das Geschwisterkind mit Minutenabstand eben auch der allernächste Vertrauenspartner, der einen immer schon verstanden hat.

Im Moment sehen Jan und Josefine das allerdings ganz anders. „Weißt Du, was unfair ist?“, werde ich schon morgens in alle Frühe gefragt. Jan steht im Pyjama mit vor Empörung bebender Stimme bei mir am Bett. „Und weißt Du, was echt ungerecht ist?,“ intoniert Josefine immer noch am Abend, wenn sie den Tag Revue passieren lässt. Mein Anteil nehmendes Fragen hat sich da längst auf ein gequältes „Was denn?“ reduziert. „Und das war richtig gemein“, wird dann in seltener Einigkeit die Beschwerdeliste von beiden fortgesetzt.

Jeder Versuch elterlicherseits mit dem gleichen Vokabular zu kontern, wird von Jan und Josefine ignoriert. Am Wochenende haben wir deshalb versucht, ein Verbot für die drei Wörter unfair, gemein und ungerecht einzuführen. Vergeblich, innerhalb kürzester Zeit begann die Tirade wieder von vorn. Der einzige Trost: Beim Besuch von Freunden konnten wir mit einer gewissen Genugtuung erleben, dass dort zwischen den Geschwistern ebenfalls das Drama der ewig Zukurzgekommenen gegeben wird. Wir Eltern haben uns dann gegenseitig aufgemuntert – „Das geht vorbei. Das ist nur so eine Phase.“ – , während unsere vier UGUs nebenan erstaunlich friedlich miteinander spielten. Nur zwischendurch kam immer mal wieder einer von ihnen herein …. Nicola Kuhn

Wirklich ungerecht, gemein und unfair wird der „Kleinen Meerjungfrau“ mitgespielt. Aber wunderschön anzusehen: beim Atze-Musiktheater, Luxemburger Str. 20, Tel. 6145244. Nächste Vorstellungen am 4., 5., 6., 22. und 23. 11.

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