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Was machen wir heute?: Getreide anbauen

Wie ein Vaterdie Stadt erleben kann

Der große meiner drei Jungs beobachtet seit einiger Zeit mit Argwohn, dass sein Vater ganz gern Rotwein trinkt und dafür mehr Geld ausgibt als für Fanta, Cola oder Apfelsaft (was seine beiden Brüder für ziemlichen Blödsinn halten, weil Fanta, Cola oder Apfelsaft doch viel besser schmecken). Mit dem schlechten Gewissen des Ertappten versuche ich zu erklären, warum guter Rotwein so teuer ist: Langes Reifen an sonnigen Hängen, nur die besten Trauben werden ausgewählt und, ganz wichtig, je älter der Wein, desto besser und teurer ...

Das bringt den Großen auf eine Geschäftsidee. Ob ich ihm nicht mal ein bisschen Geld leihen könne, so um die tausend Euro? Damit will er Wein kaufen, ihn ein paar Jahre in unserem Keller lagern und ein Vermögen verdienen. Oder, noch besser: Wollen wir nicht selbst Wein anbauen, an der Wand unseres Gartenschuppens? Den ernten wir im Herbst, pressen die Trauben und verkaufen ihn an die nächste Weinhandlung oder ein Gourmetrestaurant.

Dazu muss man wissen, dass die Schuppenwand um die zwei Quadratmeter groß ist, großzügig geschätzt. Das würde, bei optimaler Ausnutzung der Anbaufläche, vielleicht für eine Flasche reichen. Dann müssen wir diese Flasche umso teurer verkaufen, sagt der Große, und dass unser Wein in Zeiten der Massenproduktion ein perfektes Kaufargument ist. Überhaupt, wer will schon Chateau Lafite, wenn er Chateau Britz bekommen kann (diesen Namen will sich das kreative Kind schnellstmöglich markenrechtlich schützen lassen).

Still, aufmerksam und bewundernd verfolgen der Kleine und der Mittlere, wie ihr großer Bruder für seine Geschäftsidee kämpft. Ein paar Tage später kommt der Kleine aus der Schule und fragt, warum Bier eigentlich Gerstensaft heißt, und er hat da übrigens eine großartige Idee, was man auf der kleinen Freifläche vor dem Schuppen anbauen könnte.

Sven Goldmann

Die gängigen Berliner Pflanzencenter bieten zwar keine Gerste und Wein eher selten an, dafür allerlei anderes, womit Sie kreative Kinder ein Wochenende lang auf Trab halten können.

Sven GoldmannD

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