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Was machen wir heute?: Gipsbein und Palmen

Jürgen Rißmann, Reinhard Bitter und Helmut Klock stellen im Hauptgang der Charité Gemälde und Zeichnungen aus.

Eine ganz junge Frau schiebt einen Rollstuhl mit einem genauso jungen Mann, der ein dickes Gipsbein hat. Beide haben einen Mordsspaß an dem neuen Sportgerät, dem Rollstuhl. Der alte Mann mit dem dick zugeklebten Auge sieht allerdings gar nicht fröhlich aus. Der Rentner steht in den langen Gängen des Krankenhauses vor den Bildern von Jürgen Rißmann, einem Freund des Rentners. Allein sieht er sich heute die Bilder an. Bei der Ausstellungseröffnung hat er zu viel geredet und zu wenig gesehen.

42 Palmen (Tusche und Farbstifte), hinter einer Palme steht eine Frau (eine Collage), „ganz schmiegsam, zweite Haut", halterlose Strümpfe, aber kopflos. Eva bekommt auf vielen Bildern den Apfel unter einer Palme, das war damals das Paradies, hier eine „Kleine Oase". „Im Versteck": Ein kleiner Vogel - vielleicht ein Buchfink - hat sich vor großen, unheimlich schwarzen Vögeln verborgen. Rißmann hat seine eigene Vorlagen gerissen, z.T. geschnitten. Manchmal überlappen sich vier Lagen und schaffen so eine Waldestiefe mit einer Höhle, in der sich der Fink versteckt hat. Ob er wirklich sicher ist, fragt sich der Rentner.

In den „ganz kleinen Landschaften" arbeitet Rißmann mit Collagen, Tusche und Farbstiften. Oft wirkt das tiefe Schwarz der Tusche bedrohlich. Aber hier und da heitern Striche der Farbstifte die Schwärze auf, retten die Landschaft vor der endgültigen Zerstörung. So wird ein Erlebnis des Freundes dargestellt, und das Erlebnis überträgt sich auf den Rentner. Hier beschäftigt sich die Kunst nicht nur mit sich selbst. Das gefällt dem Rentner. Reinhard Bitters Bilder spielen ebenfalls mit Realitätshinweisen, die sich mit den umgebenden, manchmal heftig explodierenden Farben auseinandersetzen, so ein „Ruinenhund". Spannend sind auch seine Frauengestalten, die sich sehr unterschiedlich bewegen. Sie werden von den Farben bedrängt, lösen sich, werden gespalten, fliehen im Hocksprung. Plümper

Rißmann - Bitter - Klock im Hauptgang der Charité Campus Benjamin Franklin, bis 23. 8., tgl. 8 - 20 Uhr Eintritt frei

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