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Was machen wir heute?: In die Friedensstadt fahren

Wie ein Rentner die Stadt erleben kann

Wirklich, es ist eine Stadt, ein riesiges Gelände, umgeben von Wiesen und den Glauer Bergen. Einige hundert Meter hinter Plattenbauten umfängt den Rentner dörflicher Frieden: Ein Lindenplatz, umstanden von Doppelhäusern mit hohen Walmdächern, am Ende des Platzes das Grab des Religionsgründers Joseph Weißenberg. Es gelte die Konfessionen durch die Liebe zu überwinden, das Motto an der Stirnseite des Monuments, versöhnt den Rentner mit der kalten, steinernen Pracht. Russische Soldaten haben bei dem Bau geholfen.

Der ehemalige Kuhstall - heute Werkstatt - hatte Platz für über 100 Rinder. Dann gibt es ein „Heilinstitut“, jetzt ein Ärztehaus. Der 1934 errichteten riesigen Schule sieht man das Vorbild, das Bauhaus, wieder an, obwohl es den Russen als Kaserne gedient hat. Rekonstruiert und modernisiert ist das über 90 m lange Altersheim, es beherbergt neben Wohnungen eine Begegnungsstätte und ein Café.

1920 hatte die Johannische Kirche begonnen diese Stadt zu bauen. In 15 Jahren entstanden etwa 40 Gebäude. Als 1935 die Glaubensgemeinschaft verboten wurde, zog die SS ein. Ab 1945 nutzte die Sowjetunion die Gebäude, die DDR baute dem Brudervolk Garagen, Unterstellplätze, Kantinen, Aufmarschplätze. Nach der Vereinigung bekam die Johannische Kirche das Gelände zurück. Erstaunlich ist, was hier in wenigen Jahren wieder entstanden ist. Der Rentner kann die immense Leistung ermessen, wenn er die vielen Ruinen mit den zerschlagenen Fenstern und kaputten Dächern betrachtet.

Der Rentner spricht mit zwei Kindergärtnerinnen und fragt, wie die Kirche die Nazis und später die DDR überwintert habe. Da hört er, dass die Johannische Kirche eine Dependance in Grunewald hat, im ehemaligen Westberlin. Überrascht stellt er fest, er habe dort vor vierzig Jahren oft zu Mittag gegessen – billig und gut dazu! „Ja, ja, natürlich, das ist der fromme Löffel!“ sagen unisono die beiden. Plümper

Friedensstadt 14959 Trebbin (14859 Blankensee ist vielleicht bekannter) , Ortsteil Glau

Plümper

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