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Was machen wir heute?: Mit den Zähnen wackeln

Natürlich produziert das Mutterherz starke Gefühle. Geburt, Taufe, erster Schultag waren eine einzige emotionale Schaukelfahrt.

Natürlich produziert das Mutterherz starke Gefühle. Geburt, Taufe, erster Schultag waren eine einzige emotionale Schaukelfahrt. Und das bei Jan und Josefine auch noch mal zwei. Die Hoffnung, all diese inneren Strapazen machten für künftige Aufregungen stark, sind jedoch nach den Erfahrungen der letzten Wochen endgültig begraben. Jan und Josefine befinden sich in der Phase zunehmender Zahnlosigkeit. Das ist vor allem dann hart, wenn sich die lieben Kleinen stolz vor einem aufreihen und mit geradezu sadistischer Lust ihre Münder aufreißen. „Mama, guck mal!“, kreischen beide jedes Mal, während sie ihre Zähne nach vorne und hinten wackeln lassen. Wie im richtigen Drama tappt der Betrachter dieses Schauspiels in die Falle der Identifikation und stöhnt innerlich auf, als wären es die eigenen bleibenden Zähne.

Jan ist in dieser Form der Seelenpein ganz besonders rabiat. Er belässt es nicht nur bei der reinen Vorführung von Zahnwackelei, nein, er will auch noch aktive Ausreißhilfe. Vom Trick mit dem Bindfaden und der Tür hat er natürlich schon gehört. Zum Glück fanden wir im ganzen Haushalt keinen zwischen zwei Zähne passenden Zwirn für ihn. Er hat das dann von eigener Hand erledigt: „Mama, guck mal! Es hat richtig geknackt!“ Diesen Ehrgeiz kann ich nicht verstehen, denn nach Punkten ist er gegenüber Josefine ganz klar vorn: zwei oben, vier unten, während seine Schwester bis vor kurzem ihr strahlend weißes Lächeln noch vollständig zustande bekam. Jetzt klaffen in ihrem Gebiss ebenfalls zwei Lücken, die ihr allerdings selbst unheimlich sind. Jeden Tag guckt sie nach dem neuen Zahn, von dem glücklicherweise die ersten Zacken bereits zu sehen sind. Bei Jan prangen im Unterkiefer bereits zwei bleibende Beißer, während die Kollektion seiner ausgefallenen Milchzähne in einem entzückenden kleinen Holzdöschen wächst. Die Zahnfee hat ihre Freude daran, auch wenn sie nur bei jedem dritten Exemplar etwas unters Kissen legt. Nicola Kuhn

Zahnfeen werden u. a. fündig im Spielwarenladen von Petra Wittemeyer, Sybelstr. 47.

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