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Was machen wir heute?: Nutzloses Wissen sammeln

Wissen, das nicht nutzt, schadet.“ Das oder so etwas Ähnliches soll Nietzsche oder ein anderer Mann mit Migräne schriftlich festgehalten haben.

Wissen, das nicht nutzt, schadet.“ Das oder so etwas Ähnliches soll Nietzsche oder ein anderer Mann mit Migräne schriftlich festgehalten haben. Ich habe es mir nicht genau gemerkt. Ich hielt es für unnütz. Jetzt bewegt mich dieser Satz, denn ich weiß etwas, was viele nicht wissen, weiß aber nicht, wie ich dieses Wissen nutzen soll. Ich kann es nur teilen. Also: Ganz Berlin gründet auf einem Verbrechen. Acht Jahrhunderte bevor architektonische Verheerungen wie Potsdamer Platz und Hauptbahnhof in den Hirnen misanthroper Bauherren Gestalt annahmen, bestand das Gebiet des heutigen Berlin aus nichts als Wald und Sumpf. Hier siedelte der Stamm der Gurken. Prof. Dr. Knut Ollenschläger schreibt in seinem Standardwerk „Die Gurken“, dass es sich hierbei um eine schriftlose Kultur mit zyklischem Zeitverständnis gehandelt habe. Bei Ausgrabungen in der Uckermark stieß Ollenschläger auf Fässer, die ihn zu dem Schluss kommen lassen, die Gurken seien in der so genannten stabilen Seitenlage mit dem Gesicht zur untergehenden Sonne beerdigt worden. Andere Wissenschaftler bemängeln, Ollenschläger spreche voreilig von einer Stabilen-Seitenlagen-Kultur, wobei er nicht im Geringsten darlege, wo er das Gesicht der Gurke lokalisiert wissen will. Unstrittig ist jedoch, dass vor ca. 750 Jahren ein slawischer Stamm die friedfertigen Gurken unterwarf, in Rudeln auf Flößen zusammentrieb, schließlich in Gläsern einmachte und in die Sklaverei verschickte. Heute führen die wenigen noch lebenden Gurken ein desillusioniertes Dasein in Reservaten nahe der Spree und werden Touristen von halbseidenen Stadtführern als Attraktion präsentiert. Es ist kein Wunder, dass die entfremdeten Nachfahren des spirituellen Naturvolks häufig in Kaufhäusern herumlungern oder in Kaschemmen bei Bier und Schnaps angetroffen werden. Anselm Neft

Mehr unnützes Wissen, wenn auch etwas faktenorientierter: Zum Brandenburger Tor gehen und warten, bis jemand lauter schreit als alle anderen. Das sind die Schlepper der kostenlosen Stadtführungen von „New Berlin“.

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