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Was machen wir heute?: Räuber und Gendarm spielen

Wie eine Westberlinerin die Stadt erleben kann - in der Polizeihistorischen Sammlung.

Es ist, als habe der Hauptmann von Köpenick der Polizei einen letzten Streich gespielt. Die Vitrine, in der sonst seine überlebensgroße Puppe steht, ist leer. Sie wurde nach Oldenburg verliehen. Deshalb kann Hartmut Moldenhauer nur das Originalbuch herzeigen, in dem die Straftaten des Wilhelm Voigt seinerzeit vermerkt wurden, außerdem sechs Lichtbilder, aufgenommen bei der Verhaftung – Berliner Polizeigeschichte, wie überall im Keller des Polizeipräsidiums zu Berlin, dem Standort der Polizeihistorischen Sammlung, durch die Moldenhauer jeden Mittwoch führt und erklärt: Hier das Foto von Ernst Gennat, Begründer der Berliner Mordkommission. Sieht aus wie Winston Churchill mit Spazierstock, der selbst „der Dicke“ genannt wurde und seine Sekretärin Bockwurst-Trude rief. Dort die Uniform, die sich ein Polizist maßschneidern ließ für die feierlichen Anlässe in seinem Revier, dem Diplomatenviertel, mit Fliege und eng anliegender grünen Jacke. Und da der Tresor von Hertie in der Wilmersdorfer Straße, geknackt im Jahr 65. „Gute Arbeit“, sagt Moldenhauer, Leitender Polizeidirektor außer Dienst, fügt dann Einschränkendes hinzu, loben will er Verbrecher selbstverständlich nicht. Dennoch: Der Zeitpunkt war schlau gewählt, zum einen war Himmelfahrt, zum anderen Queen Elizabeth in der Stadt und die Polizei damit abgelenkt. Auch Moldenhauer, damals junger Bereitschaftspolizist, stand für die Königin Spalier. Ebenfalls im Einsatz war er vor der Deutschen Oper an jenem Tag, der mit dem Besuch des Schahs begann und dem Tod Ohnesorgs endete. An die Zeit der Unruhen erinnert in der Sammlung eine Leihgabe, gefertigt von einem aus der 13. Einsatzhundertschaft. Es ist ein Matchboxauto, orangefarben, aus ihm quillt grau gefärbte Wolle, als brenne da ein Bauwagen, „Bulle, deine Angst ist berechtigt“, steht drauf. Einmal, sagt Moldenhauer, ist so ein Matchboxauto geklaut worden aus dem Keller des Polizeipräsidiums zu Berlin.

Verena Friederike Hasel

Polizeihistorische Sammlung, Platz der Luftbrücke 6 in Tempelhof, Mo bis Mi, 9 bis 15 Uhr

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