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Was machen wir heute?: Terroristen verstehen

Wie die sich verändert hat“, sagt Franca fast empört: „Richtig krass.“ Sie meint Ulrike Meinhof.

Wie die sich verändert hat“, sagt Franca fast empört: „Richtig krass.“ Sie meint Ulrike Meinhof. „Erst war sie ganz für ihre Kinder da und dann hat sie die einfach weggegeben in ein Camp, wo mit Waffen trainiert wurde.“ Die 15-Jährige hat mit ihrer Religionsklasse den „Baader-Meinhof-Komplex“ gesehen und ist beeindruckt. Weniger vom Film. „Der ist zu lang.“ Aber von den Figuren dieses Politdramas, das von einem fremden, fernen Deutschland und einer Gruppe berichtet, die schon Geschichte war, als Franca geboren wurde.

Besonderen Eindruck haben die Bilder der Studentenbewegung hinterlassen. „Ich hätte damals nicht gerne gelebt“, sagt die Zehntklässlerin. Sie kann nachvollziehen, dass „die RAF-Leute so geworden sind“ – in einem Staat, in dem es alte Nazis gab, die Polizei wegschaute oder Studenten verprügelte und Politiker nichts vom Vietnamkrieg wissen wollten. Na ja, ganz so schlimm war es nicht, besänftigt der Vater, obwohl er das früher ähnlich sah. Er findet es schwer, dies ferne Land zu schildern, in dem viele Menschen Sympathien für eine radikale Veränderung dieser misstrauisch betrachteten Republik hatten und doch gegen die Gewalt der RAF waren.

Ganz fremd und fern, dieses Land? Tochter Lara ist anderer Meinung. Auch heute sei nicht alles demokratisch, es gebe soziale Missstände und Nazis. Die 18-Jährige hat eine Meinhof-Biografie gelesen und vieles gefunden, das sie sympathisch fand. „Der ging es um soziale Verantwortung und Gerechtigkeit, die war gläubig, wollte helfen“, sagt sie. Meinhofs Weg ist für Lara „nachvollziehbar, die logische Konsequenz ihres Denkens“. Erschreckend konsequent, sagt der Vater. Ja, auch. Aber Lara kann verstehen, warum Meinhof auf den Weg in die Gewalt gekommen ist. Ein Irrweg, sagt der Vater. Ja, antwortet Lara, deswegen haben RAF-Leute sich am Ende auch das Leben genommen. Franca sagt es drastischer. „Die waren am Ende echt irre.“ Gerd Nowakowski

„Der Baader-Meinhof-Komplex“: in vielen Kinos. „Lieber wütend als traurig – die Lebensgeschichte der Ulrike Meinhof“ von Alois Prinz (ab 14 Jahren) Verlag Beltz & Gelberg.

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