zum Hauptinhalt

Was machen wir heute?: Zusammenschweißen

In jungen Jahren hatten meine Freundin Tina und ich eine Ideenagentur. Als Inhaberinnen und einzige Mitarbeiterinnen war es unsere Aufgabe, uns gute Geschäftsideen auszudenken, diese ausgiebig zu loben und anschließend nie umzusetzen.

In jungen Jahren hatten meine Freundin Tina und ich eine Ideenagentur. Als Inhaberinnen und einzige Mitarbeiterinnen war es unsere Aufgabe, uns gute Geschäftsideen auszudenken, diese ausgiebig zu loben und anschließend nie umzusetzen. Heute sind wir beide berufstätig, so viele gute Ideen können wir uns nicht mehr leisten. Aber eine ist mir sehr in Erinnerung geblieben, sie hatte den Arbeitstitel BE Service. BE stand für Bonding Experience, aufDeutsch: ein Ereignis, das zusammenschweißt. Psychologen zufolge braucht es so eine Bonding Experience manchmal, damit sich etwas tut zwischen zwei Menschen. Was sie auszeichnet: Sie findet immer außerhalb der Komfortzone statt, ein bisschen Gefahr, ein bisschen Magenschmerzen gehören dazu, umso größer ist die Endorphinausschüttung und das solidarische Gefühl danach. Und so stellten wir uns vor, dass wir einen Mann, der unerwidert eine Frau liebte, gegen ein Entgelt mit ihr in den Fahrstuhl sperren und verfeindeten Freunden einen gemeinsamen Fallschirmsprung organisieren würden.

Wie gesagt, wir beließen es dabei, die Idee zu loben, aber zumindest habe ich in meinem eigenen Leben schon einmal eine Bonding Experience kreiert. Mein Geburtstag stand an, und ich hatte keine Lust, in einem Restaurant oder einer Bar wieder einmal das Brückentier zwischen Menschen zu spielen, die mir zwar nahestehen, aber sich untereinander kaum kennen. Gemeinsam müssten wir unsere Komfortzone verlassen, das war mir klar, am besten, wir ließen uns alle eine Nacht zusammen im Kaufhaus einsperren.

Das hat aus den verschiedensten logistischen Gründen leider nicht geklappt. Stattdessen habe ich für meine Freundinnen und mich den Hamam gemietet. Auch das unterscheidet sich wenigstens in zwei Aspekten von einem Restaurant- oder Barbesuch: Man kommt außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten, und man ist nackt. Verena Friederike Hasel

Den Hamam in der Mariannenstraße 6 inBerlin-Kreuzberg kann man nach Absprache mieten, nähere Info unter Tel.: 030-615 1464.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false