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Kultur: Wehende Eile, spiegelndes Wasser

KLASSIK

Zwar redete der Hauptreferent in der Komischen Oper am Saisonthema „Prag“ vorbei. Doch wo der Pianist Lars Vogt auftritt, wird er rasch zum Hauptinteresse. Auch, wenn er sich im ersten Satz von Mozarts „Jeunehomme“-Konzert fast hinter einer geläufigen Sachlichkeit zu verstecken schien. Wäre da nicht diese abschließende Solokadenz gekommen: einen Hauch leiser als erwartet und mit ruhiger Bestimmtheit vorgetragen.

Mehr brauchte es nicht, um den doppelten Boden aufzureißen für das verschattete Andantino. Das schien Vogt plötzlich nicht mehr gelassen, sondern hellfühlig wie ein Traumwandler zu durchmessen. Bis er, von einem gewagten schwarz-giftigen Oboenton bedeutsam eingeleitet, mit schmerzlicheren rezitativischen Gesten in die Tiefen der zweiten Kadenz versank.

Diese Tiefe ließ Vogt nicht mehr los: Ihr zuliebe ließ er das sehr mitsingbare Rondothema mit geradezu böig wehender Eile vorüberziehen, um dafür das eingeschobene Menuett zum Mittelpunkt des Satzes zu machen. Von dessen spiegelnder Wasserfläche konnte er sich zuletzt nur durch einen etwas banalen Triller befreien – wer wollte es dem schönen kühlen Narziss verdenken?

Jetzt Dvoráks sechste Sinfonie folgen zu lassen, war kein leichter Part für das Orches ter der Komischen Oper und den erfahrenen Dirigenten Theodor Guschlbauer. Der schien das motivische Outfit seiner zahlreichen Schützlinge mit geradezu mütterlicher Sorgfalt zu ordnen und zurechtzuzupfen. Bis man wünschte, er möge sich wie ein Furtwängler zurücklehnen können: Um sich auch einmal von der Ausdruckstiefe seiner Musiker beschenken zu lassen.

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