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Kultur: Weichklang

Kent Nagano gastiert beim DSO

Anton Bruckner und Jörg Widmann, da drängt sich die Frage auf: Wie verhalten sich die Begriffe zeitgenössisch und modern zueinander? Versteht man moderne Musik als Kunst der Visionen, mit dem Willen, Grenzen zu überschreiten, so stellt man fest: Modern ist Bruckner. Widmann zeichnet sich durch ein bemerkenswertes kompositorisches Spektrum und eine große Ideenvielfalt aus, und ist in diesem pluralistischen Sinne ein Komponist, der exemplarisch und mit großem Erfolg unsere Zeit reflektiert. Ungeahnte Dimensionen aber, wie Bruckner das getan hat, erschließt er heute nicht.

Bruckners Fünfte also mit dem vom DSO-Publikum in der Philharmonie herzlich empfangenen Kent Nagano. Naganos Präzision grenzt in der Phrasierung der ersten zwei Sätze fast an Mikromanagement. Damit harmonisiert er die rauen Fügungen und abrupten Wechsel der Partitur und holt aus dem Orchester viel weichen Schönklang heraus. Ein ästhetischer Fokus, der sich vom Organisten Bruckner weg bewegt, das Denken in Räumen und Sphären wird auf diese Weise nicht immer klar. Vor der Pause ist Widmann in zweien seiner Werke auch als Solist zu erleben, in „Polyphone Schatten“ und in „Fantasie“ für Klarinette solo, wobei man sich erneut von seiner polyvalenten Brillanz überzeugen kann. Kleine Sensation des Abends: Die Glasharmonika, die in Widmanns atmosphärischem Klangkunstwerk „Armonica“ faszinierende Töne produziert – als wär’s ein elektronisches Instrument. Barbara Eckle

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